Bayreuth Archäologie Ehrenhof

... AUF BASIS ARCHÄOLOGISCHER QUELLEN

Auskunft über das Leben im mittelalterliche Bayreuth, geben hier besonders die Befunde und Funde zweier Stadtgrabungen. Zum einen die Grabung "Alte Lateinschule" von 1990, in Erdgeschoß und Hof des (heutigen) Historischen Museums der Stadt Bayreuth und die (Brunnen)Grabung "Ehemalige Schmiedgasse" von 2002 im Innenhof der Regierung von Oberfranken.

Den archäologischen Funden in der "Alte Lateinschule", entsprechend wurde das Gebiet um die Stadtkirche etwa um 1200, entlang neu angelegter Gassen kleinteilig und wenig aufwendig bebaut, aufgesiedelt. Das Areal wurde etwa ab der Mitte des 13. Jh. vor allem durch Handwerker intensiver genutzt, die Werkstätten von Knochenschnitzer und Flickschuster lassen sich hier über Produktionsabfälle nachweisen. Die Interpretation der Keramikfunde besonders aus dem 14. Jh. zeigen hier sogar einen bescheidenen Wohlstand. Bis zum Stadtbrand von 1430 standen auf dem Areal ausschließlich einfache Pfostenbauten und ab der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Ständerbauten. Beim Wiederaufbau wurden auf massiven Fundamenten Häuser mit steinernen Untergeschoßen, mindestens aber steinernen Sockel errichtet auf denen sich vermutlich Fachwerkbauten erhoben (1). Geheizt wurden die Gebäude mit Kachelöfen, Becher- und Schüsselkacheln finden sich hier ab der Mitte des 13. Jahrhunderts.

Die Ernährungsgewohnheiten entsprechen dem was man in den Haushalten städtischer Handwerker erwarten darf, so fehlen unter den Pflanzenfunden teure Importfrüchte und -gewürze und der Fleischbedarf wurde zum Teil durch eigene Viehhaltung gedeckt (2).

Für die nicht weit entfernte "Ehemalige Schmiedgasse" zeigen die Funde für die Zeit zwischen 1340 und 1430 sogar gehobenes Bürgertum, Hohlglasfragment und eine Scheuer lassen das vermuten. Eindeutiger auf gehoben Bürger oder Adel deutet eine teilvergoldete Buntmetallplatte, wohl ein Kästchen- oder Zaumzeugbeschlag. Auch dort gefundene Schnabelschuhe deuten darauf hin. Für Handwerk läst sich hier aber kein Nachweis finden. Die "ehemalige Schmiedgasse" scheint also Wohngegend einer gehobenen Schicht mit ansässigem Gewerbe aber ohne Handwerk gewesen zu sein. Bemerkenswert dabei ist aber das bei dem oben genannten Scheuer und bei Einzelstücken der dort gefundenen Schuhen kein hochwertiges Material verarbeitet wurde.

Zum Hausbau geben die Befunde auf dem Areal leider keine Auskunft. Einzig Mauerreste die keine Deutung zulassen und Hohl(dach)ziegel liefern hier Zeugnis ab. Kachelöfen und der mit ihnen einhergehende Komfort lassen sich aber auch hier durch Becher- und Schüsselkacheln im Befund nachweisen und Flachglasfragmente verweisen auf den Luxus von Fensterverglasungen in der Umgebung. Allgemein konnten die erhaltenen Speisereste nicht analysiert werden. Aber die hier gefundenen Tierknochen, zum großen Teil von jungen Rindern, bestätigen wohlhabende Anwohnerschaft, die es nicht nötig hatte die Tiere milchwirtschaftlich oder deren Arbeitskraft in der Landwirtschaft zu nutzen (3).


1) Müller 1996, S. 57ff.

2) Müller 1996, S. 61.

3) Bischof 2010, S. 121.

Bild: © IN TERRA VERITAS