Neujahr - Neues Jahr, neues Glück
Bayreuth, 1. Januar 2025
Wir von Bayreuth 1320 wünschen all unseren Lesern hier auf bayreuth1320.de, bisherigen und zukünftigen Besuchern auf Veranstaltungen, Freunden im Living History und natürlich den Helfern und guten Geistern seitens der Veranstalter, viel Glück und Erfolg und jede Menge Spaß in 2025. Vor allem aber: Bleibt gesund! Wir freuen uns schon jetzt auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch.
Weihnachten 2024 - Alle Jahre wieder
Bayreuth, 24. Dezember 2024
Schau schau, das Jahr neigt sich dem Ende zu und Weihnachten steht vor der Tür. Spätestens jetzt wird es Zeit, es seinem Equipment gleichzutun … Winterpause machen. Die Beine hoch- und das Handy weglegen und den Tag einfach nur Tag sein lassen. Auch wenn es hier auf bayreuth1320.de natürlich munter weitergeht. Und bevor wir uns jetzt Pusch und Plätzchen zuwenden, möchten wir noch etwas loswerden.
Und zwar ein riesengroßes Dankeschön! Von uns an euch alle. Für die vielen Besuche im bald vergangenem Jahr, egal ob nun hier auf bayreuth1320.de oder auf einer der Veranstaltungen an denen wir dabei sein durften. Vielen Dank auch für all die Hilfe und all die Helfer in Museen, Bibliotheken, Archiven und auf Veranstaltungen. Ein ganz besonderes Dankeschön geht dieses Jahr dabei an das Team des Landesmuseum Bergbau - Museo provinciale miniere, Standort Prettau, in Südtirol. Vor allem für die (wo)manpower beim Küchenumzug.
Und jetzt wünschen wir euch ein besinnliches Weihnachtsfest! Feiert schön und lasst euch reich beschenken.
Wachs- oder Unschlittkerzen - Kurz und knapp VI
Bayreuth, 15. Dezember 2024
Schaut mal was uns da, passend zur Jahreszeit, begegnet ist. Wachs als Rohstoff, Produkt und Handelsware - Hildebrand Veckinchusen und der Wachshandel im Hanseraum von 1399 bis 1421. Von Peter Heinz Stützel. Darin liest man, dass die von vielen Reenactors so gerne verwendete Bienenwachskerze keineswegs in den Haushalt eines mittelalterlichen Otto Normalbürgers gehörte. Vielmehr waren sie reines Luxusgut und hatten ihren Platz fast ausschließlich in Kirchen und zu besonderen Anlässen oder zur Zurschaustellung des eigenen Reichtums, auch im Zeremoniell reicher Städte und Adelshäuser. Aber auch in letzteren eher nicht oder nur selten für den alltäglichen Gebrauch. Ein Umstand der sich erst im 15. Jahrhundert ändert. Aber auch da waren Bienenwachskerzen noch teuer genug. Denn während der Rohstoff Bienenwachs in West- und Mitteleuropa naturbedingt nur begrenzt zur Verfügung stand, war der Verbrauch allein in den vielen Kirchen und den Adelshäusern des Landes immens hoch. So hoch, dass der Bedarf nicht aus der eigenen Bienenhaltung gedeckt werden konnte und deshalb, in großen Umfang, aus Nordafrika, den Schwarzmeeranrainern und Russland importiert werden musste.
Aber was beleuchtete dann die Stuben, Kammern, Flure und Keller des mittelalterlichen Otto Normalbürgers? Hier waren, die erschwinglichen, Kienspäne, Öllampen oder Unschlitt lichter bzw. -kerzen das Leuchtmittel der Wahl. Was also heissen muss, Talgkerzen müssen her. Es sei denn man steht auf das Gepansche mit den Öllämpchen und Schaftleuchtern. Nur leider sind Talgkerzen inzwischen kaum mehr zu bekommen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Quelle/Literathur: Stützel, Peter Heinz: Wachs als Rohstoff, Produkt und Handelsware - Hildebrand Veckinchusen und der Wachshandel im Hanseraum von 1399 bis 1421. Inaugural-Dissertation, Erlangen-Nürnberg 2013. URL: https://open.fau.de/items/dedf7cf8-df7d-4cb1-975c-daf44521dc35. Stand 7. Oktober 2024.
Flurküchen II - Schön anzuschaun
Bayreuth/Nürnberg, 7. Dezember 2024
Schaut mal was uns da in Sachen Flurküchen zurück vor die Füsse gelaufen ist. Das Museum 22 20 18 Kühnertsgasse in Nürnberg. Uns lange bekannt, aber in Sachen Küchen völlig vom Radar verschwunden ist. Denn das Museum verfügt über gleich zwei rekonstruierte Flurküchen. Oder wie es dort heißt, Dielenküchen.
Die ältere der beiden Küchen (Bild oben) befindet sich im ersten Obergeschoss von Haus Nr. 20. Hier wurde nicht nur die bauzeitliche Küche (1434) nach Befund rekonstruiert, sondern auch der Stubenofen in der angrenzenden Bohlenstube. Dieser wurde über das Schürloch am rechten Rand der Herdplatte (im Bild verdeckt) befeuert. Darüber in der Wand, Spuren eines Backrohres (?).
Die jüngere Küche (Bild unten) befindet sich in dem im Jahre 1700 aufgestockten 2. Obergeschoss von Haus Nr. 22. Sie liegt gassenseitig im Gebäude, hat ein Fenster und liegt in einer zum Flur und Treppenhaus hin offenen Nische. Auch sie wurde nach Befund rekonstruiert. Wobei in diesem Fall Rauchfang und Schlot bauzeitliche Originale sind. Ebenso wie das Schürloch für den Stubenofen, rechts neben dem Herd.
Die drei Handwerkerhäuser in denen das Museum untergebracht ist, wurden übrigens 1377 (Haus Nr. 22) und 1434 (Haus Nr. 18 u. 20) erbaut. Nach einer wechselvollen Geschichte voller Umbauten und Veränderungen und einem unbeschadet überstandenen Zweiten Weltkrieg gerieten die Gebäude in der Nachkriegszeit zunehmend in Verfall, wurden aber dennoch 1974 unter Denkmalschutz gestellt. Glücklicherweise erwarben die Altstadtfreunde Nürnberg e.V. im Jahre 2002 die inzwischen stark heruntergekommenen Häuser, sanierten sie von 2005 an aufwendig und eröffneten 2011 darin das Museum 22 20 18.
Ach ja! Im Geschichtspark Bärnau-Tachov wurden in einem der Häuser der Baugruppe „Hochmittelalter“ mit dem Innenausbau begonnen. Dieser sieht laut den Hauspaten, neben Stube, Kammer, Werkstatt und Verkaufsladen auch eine Flurküche vor.
Vor 1000 Jahren. Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II. - Eines Kaisers würdig
Bayreuth/Bamberg, 30. November 2024
Diesen Herbst schon im Museum gewesen? Nein? Dann haben wir hier was, das euch garantiert hinter dem Ofen hervorlockt. Nämlich die Sonderausstellung Vor 1000 Jahren - Leben am Hof von Kunigunde und Heinrich II. im Historischen Museum Bamberg, in der Alten Hofhaltung. Anlass ist der 1000. Todestag von Kaiser Heinrich II. am 13. Juli 2024.Wir waren natürlich schon da. Und … uns fällt im Moment noch nichts Besseres ein wie: Die Ausstellung hat uns vom Hocker gehaun. Basta! Wie da eine vergangene Lebenswelt ins Museum geholt wurde, ist einfach großartig. Vehikel dafür, neben den erwartbaren Originalfunden und Texttafeln, wie man sie Land auf Land ab in (nahezu) jedem Museum findet, Repliken und Living History in Bild und Video. Beispiele gefällig? Da liegt in der Vitrine nicht nur ein stark mitgenommener Beschlag einer Messerscheide, sondern auch noch, darüber aufgehängt, die entsprechende Rekonstruktion einer solchen Scheide. Samt Messer natürlich. Was für ein Schmuckstück.
Oder die Doppel-Bildwände die mehr sagen als 1000 Worte es könnten. Auf jeder dieser Wände, ist ein Mensch jeweils zweimal zu sehen (fotografiert). Einmal im Leben. Voll bekleidet und mit Helm, Schild, Schwert und Lanze gerüstet. Daneben im Grab liegend. Auf seinem Mantel gebettet, schlicht gekleidet und nur mit seinem Schwert als Grabbeigabe. So gezeigt, bleiben keine Fragen offen. Wie war man gekleidet? Wie sahen Waffen und Rüstung aus? Wie wurden sie getragen? Wie sah das vormals aus, was die Archäologen heute aus dem Boden holen? Alles mit einem Blick beantwortet. Außer vielleicht die Frage, wofür dieser (fiktive) junge Mann wohl sein Leben gelassen hat.
Aber was wir so richtig gefeiert haben: Gleich im ersten Raum. "Sauber und gepflegt" prangt dort als Überschrift auf einer Texttafel neben einer hölzernen Badewanne. Hygiene als Thema in einer Mittelalterausstellung. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Und dann später in der Ausstellung noch so ein Thema das in Museen eher selten behandelt wird. Das bunte Mittelalter. "Farbenfroh" so die Textüberschrift auf einer Texttafel zwischen bunt gefärbter Wolltücher. Rot, grün, blau, gelb, braun. Alles dabei und das auch noch in vielen Schattierungen. Eine grandiose Visualisierung einer eben doch farbig bunten Zeit.
Natürlich ist das noch längst nicht alles, was die Ausstellung zu bieten hat, wir wollen ja schließlich nicht alles verraten. Wir wollen nur neugierig machen. Neugierig auf eine Ausstellung der es sehr gut gelingt, die Lebenswelt von vor 1000 Jahren einzufangen und die unserer Meinung nach in ihrer Umsetzung kaum zu zu übertreffen sein wird.
Und falls ihr euch jetzt fragt, warum wir euch keine Bilder mitgebracht haben? Geht selbst hin und schaut es euch direkt an. Nehmt euch die Zeit. Ausserdem ist ja Bamberg allein schon eine Reise wert. Egal ob als Ausflugsziel oder Urlaubsort, die Sandkerwa, oder um dort zu studieren.
Die Ausstellung läuft übrigens noch bis zum 27. April 2025. Ihr habt also noch genügend Zeit euch mal was Gutes zu tun. Wir jedenfalls werden ziemlich sicher zu Wiederholungsbesuchern.
Flurküchen - Eins = zwei
Bayreuth, 22. November 2024
Flurküchen sind schnell erklärt. Eine Flurküche ist ein Flur in dem der Kochherd steht. In dem sich also der Arbeitsplatz Küche befindet. Fertig!
Allerdings ist ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zunehmend und ab dem zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts allmählich durchgehend die Wohnung in den spätmittelalterlichen Stadthäusern Süddeutschlands so aufgebaut wie wir es von modernen Häusern her kennen. Man betritt das Haus oder die Wohnung über den Flur und gelangt von dort aus in alle Räume. Im Spätmittelalter sind dies Stube, Küche und Kammer(n). Dabei liegen Küche und Stube immer nebeneinander und teilen sich eine gemeinsame Wand. Die "Feuerwand"! Diese war zunächst tatsächlich nur eine Holzwand mit einer küchenseitig Abmauerung um das Schürloch des Stubenofens. Im Lauf der Zeit wuchs diese Ummauerung zu einer komplett gemauerten Wand an.
An ihr stehen, man könnte sagen Rücken an Rücken, Stubenofen und Küchenherd. Zweckmäßigerweise wird nämlich der Stubenofen durch ein Schürloch neben dem Küchenherd befeuert und entraucht. Über dem Schürloch und dem Herd hängt an der Küchendecke ein großzügig dimensionierter Rauchfang, der den Rauch beider Feuerstellen nach oben in einen Schlot oder durch den offenen Dachstuhl und Öffnungen im Giebel ins Freie leitet. So bleiben alle Räume der Wohnung, natürlich mit Ausnahme der Küche, rauchfrei. Ein sehr schönes Beispiel hierfür ist die Wohnung im Obergeschoss des kleinen Bürgerhaus aus Wolframs-Eschenbach (Grundriss siehe Bild 1), im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim (Baugruppe Stadt). Erbaut 1410 (d) und im Museum weitgehend bauzeitlich rekonstruiert.
Doch zurück zu den in Süddeutschland noch bis ins ausgehende 14. Jahrhunderts eher üblichen Stadthäusern mit Flurküche. Ihnen fehlt schlicht nur der separate Küchenraum. Stattdessen liegt der Arbeitsplatz Küche und damit auch der Kochherd, im Flur. In dem Raum, in welchen man eintritt, wenn man das Haus oder die Wohnung betreten möchte und über den ebenfalls die Stube und die Kammer(n) erreicht werden können. Dieser Raum erfüllt also gleichzeitig die Funktionen von Flur und Küche. Natürlich stehen Herd und Ofen hier ebenfalls Wand an Wand. Und natürlich findet man hier ebenfalls das Schürloch des Stubenofens neben dem Herd und über beiden einen Rauchfang.
Auch hierfür findet sich ein Beispiel im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim. Diesmal allerdings in der Baugruppe Mittelalter. Die Dachgeschosswohnung (die sog. Wohnung 2) des Badhaus aus Wendelstein von 1450 (d) (Grundriss siehe Bild 2). Auch hier wurde das Gebäude weitgehend bauzeitlich rekonstruiert. Die Dachgeschoßwohnung aber leider nur rudimentär und ohne Küchenherd und Stubenofen.
Ach ja! Bezüglich Herd und Ofen Wand an Wand. Keine Regel ohne Ausnahme. Denn es gibt sie doch. Spätmittelalterliche Häuser in denen die Kachelöfen tatsächlich nicht von der Küche aus, sondern vom Flur aus befeuert wurden. Hier sollte man dann von zwei "Feuerwänden" ausgehen. Eine hinter dem Herd in der Küche und eine um das Schürloch des Stubenofens im Flur. Und von zwei unabhängigen Rauchabzügen.
Quelle/Literatur: Bedal, Albrecht: Flurküchen, Herde, Rauchfänge im Fachwerkhaus Südwestdeutschlands. In: Klein, Ulrich; Jansen, Michaela; Untermann, Matthias: Küche Kochen Ernährung - Archäologie, Bauforschung, Naturwissenschaften. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Band 19, Paderborn 2007, S. 171-182. URL: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/mitt-dgamn/issue/view/1845. Stand 4. November 2024.
Skizzen nicht maßstabsgerecht!
d = dendrochronologisch datiert.
Aus dem Depot geholt I bis V zum ausdrucken - Kurz und knapp IV
Bayreuth, 17. November 2024
Eigentlich hätten wir selbst drauf kommen können. Ab sofort gibt es unsere "Aus dem Depot geholt"-Beiträge zur Sammlung Xaver Spanrad, in einem PDF zusammengefasst, zum Download. Zu finden HIER bei uns im ANHANG, im Kapitel AUFSÄTZE.
Ladet es euch auf euer Handy oder Tablet … oder druckt es aus, nehmt es mit zum nächsten Museumsbesuch oder zur nächsten Reenactment-Veranstaltung. Und wenn ihr dort dann ein vergleichbares Stück vorfindet, lasst es uns wissen. Mail genügt.