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Willkommen auf unserem Blog. Natürlich geht es hier bei uns rund ums Thema Mittelalter. Dabei ist es egal ob es über uns, mit uns, von uns, oder einfach nur von uns aufgetan ist. Ob Archäologie, Ausstellung, Buch, Museum, Reenactment, oder oder oder. Wenn es uns bemerkenswert erscheint, findet Ihr es hier. Also schaut einfach ab und zu mal vorbei.
Gießfass - Jetzt aber richtig
Bayreuth, 23. September 2023
Ihr habt’s ja sicher mitbekommen. Falls nicht, schaut doch mal etwas weiter unten bei: "Quellenkritik - Trau schau wem", vom 16. April 2023, hier im Blog. Unser (erstes) Gießfass war, bedingt durch nur ein unvorteilhaftes Foto als Grundlage für die Rekonstruktion, eher ein Schuss in den Ofen. Den wollten wir natürlich so nicht stehen lassen. Ersatz sollte her und ist zwischenzeitlich auch eingetroffen. Was für ein schönes Teil. Sehr nah am Original. Dank der Fundzeichnung in KulturGUT - Aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums, Heft 37, 2. Quartal 2013.
Natürlich haben wir das neue gute Stück gleich mal vor eine Kamera gehalten und das Ergebnis gleich mal eingepflegt. Zu finden HIER bei uns unter ... WASSER IM HAUS. Im Kapitel HAUS + HOF

bayreuth1320.de now also in english - The beginning
Bayreuth, September 16, 2023
Yes, you have read correctly. Bayreuth 1320 goes international. Why? Because of our loyal readers from English-speaking countries. We want to start the whole thing with the translation of our article "Die textile Bettausstattung im Spätmittelalter" (The textile bedding in the late Middle Ages) from September 2022, the article that was and still is requested most often.
By the way, we have been thinking about this for a long time, but until now we have avoided the additional work. Because bayreuth1320.de is a leisure project and should remain so. But if the idea is well accepted, we will not oppose it and will continue to work in this way. After all, the whole thing should not only be fun for us, but also for you.
You can find the English version as well as the German original here, in the chapter "ANHANG" (appendix) in the category "AUFSÄTZE" (papers).
One more thing: If the translation is not as good as you would have wished, please forgive us. Or even better, and we would appreciate it, help us to improve.

Ab ins Museum - Warum eigentlich nicht (mehr)
Bayreuth, 11. September 2023
Eine Frage. Warum bleiben den kleinen Museen die Besucher weg? Wir jedenfalls haben keine Ahnung. Bis vor kurzem war das auch nur unser subjektiver Eindruck. Aber ein kürzlich geführtes Gespräch mit einem Museumsmitarbeiter hat uns das inzwischen bestätigt. Zumindest die Sonderausstellungen scheinen aber noch zu laufen. Da ist an den ersten Wochenenden richtig was los. Vorausgesetzt natürlich, das Thema stimmt. Sonderführungen durch die Dauerausstellung des Hauses, laufen dagegen schon wieder schlechter. Ein Phänomen das auch vor den Freilandmuseen nicht Halt macht. Thementage laufen auch hier immer noch gut. Letzteres konnten wir vor ein paar Wochen selbst beobachten.
Woran könnte das liegen? Sind Museen vielleicht ein Konzept von gestern? Zu analog in einer digitalen Zeit? Oder ist da zu wenig Action im Museumsalltag? Keine Ahnung wie gesagt.
Wie dem auch sei. Wir möchten euch hier und jetzt dazu auffordern, etwas dagegen zu tun. Geht ins Museum! Auch einmal in eines der kleinen Regionalmuseen in eurer Heimat. Oder ins Heimat- oder Stadtmuseum an eurem Urlaubsort. Gerade die brauchen und freuen sich über jeden Besucher. Und wenn ihr mal Gäste von auswärts beherbergt, schlagt ihnen doch mal genau so einen Museumsbesuch vor. Im kleinen Museum um die Ecke. Ihr werdet sehen, auch ihr werdet euren Spaß haben. Denn nichts öffnet einem die Augen so sehr wie der unverstellte Blick eines anderen.
Euch fällt kein Museum ein? Kein Problem, HIER bei uns unter LINKS, in den Rubriken MUSEEN und FREILANDMUSEEN + PARKS, findet sich bestimmt etwas für euch.
Quedlinburg - Alte Hauser gucken
Bayreuth/Quedlinburg, 3. September 2023
Ist es eigentlich noch nötig Quedlinburg als Reiseziel zu empfehlen? Wohl kaum! Warum auch, ist es doch diesbezüglich hinlänglich bekannt. Wir tun’s trotzdem. Und zwar als Reiseziel für Profanbaunerds mit Leistungskurs Mittelalter und frühe Neuzeit. Obwohl … vermutlich kennen gerade die, Quedlinburg und seine Häuser besser wie wir, nach unserem ersten Besuch.
Über 2000 Fachwerkhäuser auf 84 ha Welterbegebiet sollen es sein. Das es darunter auch einiges erstaunliche gibt, liegt auf der Hand. Gotisches Rathaus, Kirchen die bis in die Romanik zurück reichen. Ja klar. Unbedingt anschauen! Haben wir natürlich auch gemacht!
Aber für uns, waren das eigentlich erstaunliche, die dort noch vorhandenen mittelalterlichen Wohnhäuser. Häuser die seit zum Teil weit über 500 Jahren dort stehen wo sie stehen und eben nicht im Museum. Und auch meist noch als genutzt werden. Die haben es uns angetan.
Zwei davon haben wir kurzerhand für Euch mitgebracht. Zum einen, im oberen Bild, das ohnehin weithin bekannte Haus Wordgasse 3. Dendrodatiert auf 1346/47. Das Gebäude wurde in den 1960er Jahren gerettet und dabei weitestgehend in den bauzeitlichen Zustand zurückversetzt. Dabei konnte etwa 1/3 der bauzeitlichen Bausubstanz erhalten werden. Darunter etwa 2/3 des Ständerwerks. Heute beherbergt das Haus das Fachwerkmuseum im Ständerbau und kann somit auch von innen besichtigt werden.
Und dann wäre da noch das Haus Hölle 11. Der sogenannte Höllenhof. Das Gebäude wurde zwischen 1215 und 1301 in drei Bauabschnitten errichtet. Der hier im Bild zu sehende nördliche Gebäudeteil, entstand dabei in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und besteht auch heute noch zu etwa 2/3 aus seiner bauzeitlichen Substanz. So qualitätvoll gebaut, dass man an seiner Nordseite den Eindruck hat, als stünde er keinen Tag länger als es der barock anmutende Umbau im Erdgeschoß es vermuten lässt.
Vom Rasten auf Reisen - Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
Bayreuth/Bärnau, 27. August 2023
Ab sofort hat’s auch hier bei und auch ein paar Bilder "Vom Rasten auf Reisen". Zu finden HIER bei uns in den VERANSTALTUNGSIMPRESSIONEN. Im ANHANG.
Vom Rasten auf Reisen - Es war uns ein Fest
Bayreuth/Bärnau, 22. August 2023
Das "Themenwochenende 14. Jahrhundert" im Geschichtspark Bärnau-Tachov ist vorbei. Für uns übrigens ein sehr verlängertes Wochenende. De Timmermansche hatte wieder zu "Vom Rasten auf Reisen" geladen. Und diesmal, konnten wir dabei sein.
Schön wars, um es gleich vorweg zu nehmen. Danke von uns auf diesem Wege an De Timmermansche, die dieses wunderbare Wochenende auf die Beine gestellt hat und wir dabei sein durften. Und danke an alle anderen die neben uns die Herberge und die umliegenden Häuser mit Leben erfüllt haben. Es war großartig was da auf die Beine gestellt wurde. Einiges davon war sowohl für uns als auch für die Besucher des Geschichtsparks gleichermaßen, mehr als sehenswert. Zum Beispiel in der Herberge. Normaler Alltagsbetrieb wie an Tagen, an denen eben nichts passiert … außer Alltag. Abgesehen von Tanz, Musik und auch Glücksspiel vielleicht. Oder die Händler auf der anderen Straßenseite, hinter ihren geöffneten Läden, die da so manches Schätzchen in der Auslage hatten.
Das eigentliche Highlight aber war die Küche in der Herberge. Für die Besucher war sie der Magnet der Veranstaltung. Konnte man hier doch so tief in mittelalterliche Töpfe schauen wie sonst selten. Aber nicht nur für die. Auch für uns Reenactor. Konnten wir doch gleich zweimal am Tag, mit den Erzeugnissen aus ebendiesen Töpfen, unsere Teller füllen. Danke dafür ans gesamte Küchenteam und überhaupt danke nochmal an alle die mit uns dabei waren, für die schönen Tage mit Euch. Und ein letztes Dankeschön auch an Peter Lutz, der auch diesmal wieder das Fotografieren übernommen hat. Einige der Bilder werden demnächst dann auch hier zu sehen sein.
Ach ja: Die Herberge im Geschichtspark war fast nicht mehr wieder zuerkennen. Super sauber und entrümpelt. Da haben wohl im Vorfeld Besen und Putzlappen gewaltig Überstunden gemacht. Warum wir das erwähnen? Weil genau dieser Dreck und Rümpel, das Zerrbild vom dreckigen Mittelalter noch mehr zementiert. Denn was man im Museum sieht, wird gewöhnlich als Fakt angenommen.
Alle Bilder: © Peter Lutz
Frauenhäuser in Bayreuth - Ein Lesetipp
Bayreuth, 13. August 2023
Das es auch im mittelalterlichen Bayreuth Frauenhäuser gab, ist allseits bekannter Fakt. Wann erstmals so ein Haus hier in Bayreuth betrieben wurde, liegt allerdings im Dunklen. Bekannt wiederum ist, das sie ab dem 15. Jahrhundert in der (heutigen) Frauengasse zu finden waren.
Warum wir davon anfangen? Die Frage eines Teilnehmers unserer Stadtführung hat uns drauf gebracht. Und auch wenn es explizit über die Bayreuther Frauenhäusern nichts zu finden gibt, ausser wie gesagt, zu ihrem ungefähren Standort, ist das Thema Frauenhaus doch oft und ausführlich publiziert. Darunter auch etwas, dass sich eventuell doch auch für Bayreuth anwenden lässt.
Nämlich „Ein gottloses Frauenhaus - Prostitution im mittelalterlichen Nürnberg“ von Maren Pullwitt. Auch wenn es der schmissige Titel nicht vermuten lässt, eine mehr als erstklassige Arbeit! Und wie gesagt, vielleicht auch auf Bayreuth übertragbar. Galt hier doch, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, Nürnberger Recht. Und damit möglicherweise auch die Nürnberger Frauenhausordnung. Viel Spaß beim lesen.
Ach ja, es gab mal einen Artikel im Nordbayrischen Kurier zum Thema.
Bayreuth … auf den Spuren des Mittelalters - Nix da finster und dreckig II
Bayreuth 7. August 2023
Schön war's! Und sogar der Regen hat uns in Ruhe gelassen. Fast ein Wunder bei der Wettervorhersage.
Begonnen hat die Stadtführung mit einer Stippvisite im Historischen Museum. An den dort ausgestellten Funden der archäologischen Ausgrabung „Alte Lateinschule“ war gut zu zeigen, woher man etwas über das Mittelalter vor 1430 in Bayreuth weiß, obwohl die Schriftquellen verloren gegangen sind.
Weiter ging es dann durch die Gassenaltstadt zu Stadtkirche, Spital und Stadtmauer. Aber da unsere Stadtführungen traditionell nicht die historischen Gebäude in den Mittelpunkt stellen, sondern vielmehr das Leben der Menschen im Spätmittelalter drumherum, waren sie allesamt nur Anlaufpunkt und Aufhänger für allerlei zu Recht und Gesetz, das wer wohnte damals wo, Wasserver- und -entsorgung, Spitalwesen, tägliche Hygiene und Badekultur, Frauenhäuser, Stadtverteidigung und und und. Stichwortgeber waren dabei oft die Teilnehmer selbst.
Zwei Stunden wurden es, bevor das Ganze dann, für alle die noch wollten, im Archäologischen Museum seinen Abschluss fand. Für uns mit der Bestätigung, dass eine Stadtführung, die zu den Menschen vergangener Zeiten führt, auch den belesensten Kenner seiner Stadt abholen kann. Und wir würden uns freuen wenn der Historische Verein Oberfranken, für den wir die Führung durchgeführt haben, die eine oder andere Wiederholung ins Auge fassen würde.
Bild: © Norbert Hübsch
Gniedel- oder Glättstein - Eigentlich ja ein Glättglas
Bayreuth, 29. Juli 2023
Wir konnten einfach nicht widerstehen! Einfach nur weil wir es wissen wollten! Glätt- oder auch Gniedelsteine. Englisch: "linen smoother". Übersetzt: Wäscheglätter. Ob und wie funktionieren die Dinger? Also fix einen besorgt und ausprobiert.
Aber zuerst mal, was ist ein Gniedelstein? Entgegen dem Namen sind die mittelalterlichen Exemplare nur selten Steine. In den meisten Fällen sind es aus grünem, fast schwarzem Glas gefertigte kreisrunde Objekte mit einer deutlich konvexen Ober- und einer mässig konkaven Unterseite. Eigentlich wäre deshalb die Bezeichnung Glättglas zutreffender.
Verwendet wurden sie, das verraten allerdings erst neuzeitliche Schriftquellen, primär zum glätten von Kleidung. Vereinzelt auch von Leder und Papier und zum einarbeiten von Wachs als Imprägnierung. Gläserne Exemplare sind seit dem 2. Jahrhundert bekannt und werden erst in der späten Neuzeit durch das Bügeleisen verdrängt. Mit Schwerpunkt vom 9. bis zum 14. Jahrhundert. Verbreitet waren sie primär im westlichen Skandinavien und dem nordwestlichen Mitteleuropa, während sie in Süd- und Osteuropa nur vereinzelt gefunden wurden (1). Regional für Nordbayern zum Beispiel mit einem Exemplar in Würzburg. Dort grob zwischen Mitte 13. und Anfang 15. Jahrhundert datiert (2).
Und auch wenn jedwede Schriftlichkeit zu mittelalterlichen Glättgläsern fehlt, archäologisch lässt sich ihr Zusammenhang mit der Textilverarbeitung über Siedlungsbefunde sicher nachweisen. Finden sie sich doch immer wieder innerhalb von Hausgrundrissen. Durchgängig vom Früh- ins Spätmittelalter. Dabei auch immer wieder in Fundzusammenhang mit anderen Werkzeugen der Textilverarbeitung (3).
Aber jetzt zum Versuch. Als Versuchsobjekt dient ein Leinenhandtuch. Gewaschen, mit der Hand glattgestrichen und an der Leine getrocknet. Heraus kam, wie zu erwarten ein störrisch hartes Handtuch. Das wurden dann, auf ein Brett aufgelegt und mit dem Glättglas „gebügelt“. Ergebnis: Ein weich fliessendes Stück Stoff mit leicht seidigem Glanz. Genaus so wie es der englische Terminus "linen smoother" auf den Punkt bringt. Kann doch "smooth" nicht nur mit "glatt", sondern auch mit "weich" oder "geschmeidig" übersetzt werden. Die beim waschen entstanden Falten wurden durch das Glättglas aber nicht vollständig beseitigt, fallen aber auf dem weich fließenden Stoff kaum noch auf.
Link zum Thema: Wenn wir euch jetzt neugierig gemacht haben, dann schaut doch mal auf dem Blog WEAVING:HISTORY I FRAU BIRKENBAUM vorbei. Was dort über Glättgläser zusammen getragen wurde ist beeindruckend.
1) Steppuhn 1999, S. 114f.
2) Hembach 2003, S. 94f.
2) Steppuhn 1999, S. 118
Ein Eisenhut aus dem Steinachtal - Museum zum Anfassen
Bayreuth, 22. Juli 2023
Das Historische Museum Bayreuth hat wieder geöffnet! Genauer gesagt, am 13. Mai wiedereröffnet! Und natürlich waren wir schon dort um zu sehen was sich im Zuge der dreijährigen Renovierungsarbeit und der Erneuerung der Dauerausstellung so in punkto Mittelalter geändert hat. So einiges wie es scheint. Von den beiden Vitrinen in Foyer, steht nur noch Eine. Naturgemäß mit einer reduzierten Anzahl an Exponaten. Schade wie wir finden, ist das Mittelalter in der Bayreuther Stadtgeschichtsvermittlung doch deutlich unterpräsentiert.
Aber vielleicht ändert sich das doch gerade. Denn in der neuen Dauerausstellung liegt ein, zwar arg ramponierter aber relativ kompletter, Eisenhut (oder Schaller) mit Einschussloch. Höchstwahrscheinlich von einer Armbrust.
Das gute Stück ist eine Leihgabe des Historischen Verein für Oberfranken. Gefunden und später dann dem Verein übergeben wurde er vor rund 100 Jahren vom damaligen Besitzer des Pfeiferhaus (heute ein Gemeindesteil von Warmensteinach). Der wiederum hatte ihn unter einem Mauerversturz der Burgruine Wurzstein im Steinachtal geborgen.
Von der Burg selbst ist wenig bekannt. Nicht wann sie errichtet wurde, vermutlich im 11. Jahrhundert und nicht wann sie aufgegeben oder zerstört wurde. Nur das sie 1692 bereits eine Ruine war ist sicher.
Der Helm aber dürfte aus dem 15. Jahrhundert sein. Ein Vergleichsstück auf der Leuchtenburg in Thüringen, zeigt das. Nach Auskunft des Historischen Vereins, könnten der Helm und sein Träger Opfer des Bayrischen Krieg (auch Fürstenkrieg) 1459 bis 1463 geworden sein. Der tödliche(?) Armbrustschuss erfolgte dabei eindeutig von oben (siehe unteres Bild). Das lässt vermuten, dass der Helm von einem Angreifer oder Belagerer getragen wurde. Allerdings wäre es, wenn auch möglich, reine Spekulation, daraus zu schließen, dass der Helm bei der Zerstörung der Burg unter die herabstürzende Mauer geraten ist und somit das Ende der Anlage datierbar wäre.
Und genau von diesem ramponierten Helm haben das Historische Museum Bayreuth und der Historische Verein für Oberfranken e.V. ein Replik anfertigen lassen. Und das ist das eigentliche Hallo im "Museumsmittelalter". Nur leider, oder vielleicht zum Glück, steht das gute Stück eben nicht neben dem Original in der Vitrine. Vielmehr ist es der Museumspädagogik zugeordnet. Einfach mal schnell im Vorbeigehen einen Blick drauf werfen ist also nicht möglich. Aber ein Anruf oder eine Mail an die Museumspädagogik hilft da sicher weiter. Denn im Historischen Museum Bayreuth arbeitet ein sehr hilfsbereites Team, das sich, das wissen wir aus erster Hand, auch mal etwas mehr Zeit nimmt. Und dann könnt ihr das gute Stück nicht nur ganz genau anschauen, sondern auch in die Hand nehmen oder vielleicht ja mal schnell aufziehen … sofern es einem passt. Bis dahin müssen es die Bilder hier bei uns tun.
Bild oben und Mitte: Replik und Original im Historischen Museum Bayreuth.
Bild unten: Original bei der Vermessung im Archäologischen Museum Bayreuth 2015.
Archäologischer Rundweg - Drüber gestolpert
Bayreuth, 8. Juli 2023
Schon gewusst? Bayreuth hat einen archäologischen (Stelen) Rundweg. Wir wüssten es auch nicht, wären wir nicht vor kurzem über eine der Stelen gestolpert. Gut gemacht zeigt jede von ihnen, was da wo sie steht, an Spuren unter dem Straßenpflaster lag und noch liegt. Vier der Stelen stehen wohl schon seit mindesten Februar 2022. Wie gesagt, wir haben sie bis jetzt übersehen. Kein Wunder, unterscheiden sich die Stelen des archäologischen Rundwegs doch erst nach den zweiten Blick von den Stelen des Fußgängerleitsystems. Dieses soll nämlich Besucher zu touristischen Zielpunkten und den Haupteinkaufsbereichen der Stadt führen. Als Bayreuther ignoriert man sowas … schließlich kennt man sich aus. Leider ignoriert man damit auch gleich noch den archäologischen Rundweg samt seiner Stelen. Hoffentlich geht das nicht allen Bayreuthern so.
Beworben haben wir, bis auf einen Artikel im Nordbayrischen Kurier, den Rundweg übrigens nirgends gefunden. Schade eigentlich, denn der Weg ist für Besucher und Einheimische gleichermassen ein wunderbarer Spaziergang durch die Geschichte der Stadt, den man einmal gemacht haben sollte.
Und damit die Suche nach den Stelen für euch genau so "spannend" wird wie für uns, zwölf Stück sollen es wohl sein oder werden, verraten wir Euch nicht wo sie stehen. Nur so viel, beginnt eure Suche da wo vormals das Untere (Stadt)Tor stand und sucht dann weiter auf dem Marktplatz, beim Alten Schloß und der Opernstraße. Haltet dabei unbedingt das Umfeld der historischen Gebäude im Blick. Viel Spaß dabei!
Kastenbrunnen in Blockbautechnik - Der etwas andere Kastenbrunnen
Bayreuth, 1. Juli 2023
Schon wieder was eher ergänzendes. Dieses mal eine weitere Art der hölzernen Brunnenkonstruktion. Die Blockbauweise.
Angelegt wurden diese Brunnen trotz der anderen Bauweise des Brunnenschachtes selbst, analog zum hier bereits vorgestellten Brunnen in Rahmenkastentechnik. Zunächst wird eine Baugrube, größer als der eigentliche Brunnen, bis unter den Grundwasserspiegel gegraben. Darin wird dann sukzessive die Holzkonstruktion aufgebaut und im gleichen Maß die Baugrube um den Brunnenschacht herum wieder verfüllt. Ab sofort zu findet HIER bei uns unter … IN DER STADT zu finden. Im Kapitel HAUS + HOF.
Nonnendach - Das etwas andere Hohlziegeldach
Bayreuth, 24 Juni 2023
Da wir gerade so schön am ergänzen sind, schieben wir hiermit auch noch etwas in Sachen Hohlziegeldach nach. Eine zweite Art der Hohlziegel-Dachdeckung um genauer zu sein. Namentlich, das sogenannte "Nonnendach".
Das Ganze findet ihr HIER bei uns unter … IN DER STADT zu finden. Im Kapitel HAUS + HOF.

Neues Bildmaterial - Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Bayreuth, 17. Juni 2023
Dieses mal gibt’s nix Neues. Dafür aber viel Ergänzendes. Uns ist nämlich aufgefallen, das dem einen oder anderen Eintrag hier bei uns, das eine oder andere zusätzliche Bild, dem oben stehenden Sprichwort folgen, ganz gut täte. Gesagt, getan und hiermit auch an Euch weitergereicht.
Die neuen Bilder gib’s bei Löffel, Speiseplatte/-brettchen und Herdrost. Zu finden HIER bei uns unter … IM HAUSHALT. Im Kapitel HAB + GUT und dann noch bei Fenster und Brunnen. Zu finden HIER bei uns unter … IN DER STADT. Im Kapitel HAUS + HOF.
Helden Götter Krisen - Zwar kein Mittelalter, aber großartig
Tüchersfeld, 11. Juni 2023
Jaaaaaa! Schoooooon klar! Bronzezeit ist kein Mittelalter! Aber trotzdem! Im Fränkische Schweiz Museum in Tüchersfeld läuft zur Zeit und noch bis 17. Oktober die Sonderausstellung "Götter Helden Krisen - Oberfranken zur Zeit des Trojanischen Krieges".
Wir waren dieser Tage dort … und waren begeistert. Wieder einmal eine dieser fantastischen Sonderausstellungen für die wir dieses Museum so schätzen. Wieder mit Leihgaben namhafte Museen zu einer Ausstellung zusammen gebracht, die man sonst so nur in grossen Häusern zu sehen bekommt. Und das auf dem beschränkten Platz der dem Museum für seine Sonderausstellungen zur Verfügung hat.
Die Gegenüberstellung der ägäischen und der mitteleuropäischen Lebenswelt in der späten Bronzezeit in Text, Bild und Exponat ist hier vorbildlich gelungen. Uns haben diesbezüglich zwei Dioramen, die Hausbau und Siedlung hier und dort gegenüberstellen, besonders gut gefallen. Hier bei uns nördlich der Alpen, Dörfer aus Pfostenbauten. Dort fast schon modern anmutenden Städte aus mehrstöckigen Häusern.
Überhaupt ist die Ausstellung didaktisch erstklassig. Gelingt hier doch das Kunststück Wissen zu vermitteln ohne zu langweilen. Genauso die Führung durch die Ausstellung. Spannend, unterhaltsam und, ohne das man es merkt lehrreich. So muss Museumsarbeit heute aussehen!
Und wenn ihr euch jetzt fragt, warum wir euch keine Bilder mitgebracht haben? Fahrt selbst hin und schaut es euch direkt an. Nehmt euch die Zeit. Ausserdem ist die Fränkische Schweiz ja sowieso immer eine Reise wert. Egal ob für einen Sonntagsausflug oder den Urlaub.
Mindener Zeitinseln - Immer eine Reise wert
Bayreuth/Minden 5. Juni 2023
Nach 9 Jahren Pause waren wir wieder in Minden. Zu den Zeitinseln. Und derer waren es dieses mal, über die Innenstadt verteilt, 10 an der Zahl. Von der Steinzeit bis um 1900 gab’s wieder so einiges zu sehen und zu erleben. Darunter auch, wieder in Domhof, das Mittelalter. Zu sehen gab’s da unter dem Motto „Mittelalterliches Alltagsleben in Minden“, unter anderem Händler (darunter auch wir) in ihren Verkaufsständen und Handwerker an ihren Werkbänken. Denen konnte man dann über die Schulter, oder auf die Finger schauen. Oder Löcher in den Bauch fragen! Darunter gab es einen Altkleiderhändler und eine Bäckerin. Bei den Handwerkern, einen Sarwürker und eine Färberin, um nur einige zu nennen. Und last but not least, Kriegshandwerker aus der Zeit um 1200 und der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Machen wir’s kurz, es war großartig. Klasse Stimmung bei Darstellern und Publikum gleichermassen. Klasse Wetter und klasse Betreuung durch Minden Marketing.
Unsere Zeitinsel-Lieblinge waren dieses mal die römischen Legionäre. Wir waren zwar nicht in ihrer Zeitinsel, dafür haben wir die Zeit nicht gefunden, aber sie haben „das Mittelalter“ besucht und man ist ins Gespräch gekommen. Über die stetig wachsende Zahl von Akteuren mit ziviler Darstellung (mindestens Zweitdarstellung) in der (Römer)Szene. Etwas das uns überrascht hat. Sind doch all unsere „römischen“ Bekannten Legionäre.
Spanschachtel/-dose - Bis heute ein Dauerbrenner
Bayreuth 27. Mai 2023
Wer hätte gedacht dass das Teil schon so viele Jahre auf dem Buckel hat. Seit der Bronzezeit nahezu unverändert und bis heute noch immer allgegenwärtig. Ob als Käseverpackung aus dem Supermarkt oder aus dem Baumarkt und selbst gestaltet, jeder hat sie schon in der Hand gehabt. Natürlich auch wir.
Aber erst seit Kurzem steht auch eine auf dem Wandregal in unserem 1320er Haushalt. Warum erst jetzt? Keine Ahnung. Zumal wir den Handwerker der die Teilchen baut, seit Jahren kennen. Aber was soll’s, jetzt haben wir unsere Erste … und bestimmt nicht Letzte. Falls ihr mal sehen wollt, das gute Stück findet man ab sofort HIER bei uns unter … IM HAUSHALT. Im Kapitel HAB + GUT.
Anthropomorphe Gürtelklemme - Echt nur für Schlüssel???
Bayreuth 21. Mai 2023
Was man so alles (wieder)findet, wenn man auf der Suche nach etwas ganz anderen ist. Dieses mal, eine figürlichen Gürtelklemme. Manchmal auch Gürtelhaken (1), Schlüsselhalter oder einfach Schlüsselmann genannt. Vor Ewigkeiten bei einem von uns bestellt, aber nie abgeholt. Gefertigt entsprechend einem Original aus der Fränkischen Schweiz und in das späte 15. Jahrhundert datiert (lt. Aussage des Auftraggeber).
Allgemein datieren solche figürlichen Gürtelklemmen von der zweiten Hälfte des 15. bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts (2).
Ihre Produktionsstätten sind unbekannt. Für die süddeutschen Stücke vermutet man, aufgrund seiner florierenden Buntmetallproduktion, Nürnberg als Herstellungsort. Den der norddeutschen Funde dagegen, könnte man im Hanseraum vermuten (3).
Neben Klemmen mit männlichen Figuren, so wie hier im Bild, finden sich noch Figuren die ein tanzendes (oder umarmendes?) Paar darstellen.
In beiden Gruppen, finden sich zwei unterschiedliche Arten von (Schlüssel)Ringen. Zum einen, so wie hier im Bild, Figuren mit einem, maximal drei, fest angegossenen Ringen. Zum anderen, Figuren die auf einer runden Hülse "stehen", durch welche ein einzelner beweglicher Ring befestigt ist (4).
Getragen wurden sie über den Gürtel geschoben bzw. eingehängt. Was an den Ringen getragen wurde, ist unbekannt. Schlüssel wären da nur eine Möglichkeit (5).
Ebenfalls ungeklärt ist von wem sie getragen wurden. Vermutlich aber vorrangig von Frauen. Obliegt ihnen doch im mittelalterlichen Rechtswesen die Schlüsselgewalt über das Haus (6).
1) Der Fachterminus "Gürtelhaken" meint eigentlich Beschläge mit denen ein Gürtel verschlossen bzw. zusammengehalten wird.
2) Stoi, 2008, S. 93.
3) Heidel, 1994, S. 266.
4) Siehe https://www.stadt-muenster.de/denkmalpflege/stadtarchaeologie/funde/ungewoehnlicher-schluesselhalter. Stand 21. Mai 2023.
5) Stoi 2008, S. 91.
6) Heidel, 1994, S. 267.
Waschen und Putzen - Von wegen dreckiges Mittelalter III
Bayreuth 14. Mai 2023
Das saubere Mittelalter ist natürlich mehr wie nur der saubere Mensch. Da wäre noch die saubere Wäsche, sauberes Geschirr und das saubere Haus. Mindestens! Und genau damit hat sich De Timmermansche auseinandergesetzt. Den meisten eher bekannt für ihre (mittelalterliche) Küche. Sie widerlegt anhand einer Vielzahl von Quellen, die Mär vom dreckigen Mittelalter. Aufgeteilt in die Themenbereiche, Hausputz, Abwasch und (Wäsche)Waschen. Dort zu finden im Kapitel Haushalt. Auch als PDF zum runterladen!
Und da auf einem Bein nicht gut stehen ist, hier noch ein Link in Richtung „Sauberes Mittelalter“, die wir euch ebenfalls ans Herz legen wollen. Zu den Wienische Hantwërcliute 1350. Die haben sich auf ihrer Site ausführlich mit dem Thema Wäsche waschen auseinandergesetzt. Inklusive einem Praxisversuch. Dort zu finden im Kapitel Alltag 1350 - Alltagsleben.
Bild: © Peter Lutz
Umhänge-/Pilgertasche - Jetzt auch eine aus Leder
Bayreuth 7. Mai 2023
Seht mal was wir uns letzten Herbst gegönnt haben. Eine weitere Pilgertasche! Begegnet ist uns das gute Stück auf einer Veranstaltung, am Stand eines (Repliken)Taschners. Was für ein Glück das der sich überreden lies, sich von dem guten Stück zu trennen.
Das zugrunde liegende Original datiert in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts. Also genau in unsere Zeit. Gefunden wurde es, neben einer Unzahl weiterer Funde, bei einer im Rahmen einer umfassende Sanierung gemachten archäologischen Grabung, im ehemaligen Bürgerasyls von Stein am Rhein. Im Kanton Schaffhausen, in der Schweiz.
Dankenswerterweise sind die Ergebnisse aus Archäologie, Bauforschung und Geschichte in: „Das Bürgerasyl in Stein am Rhein - Geschichte eines mittelalterlichen Spitals“, ganz hervorragend publiziert. Erschienen ist das Ganze in der Reihe: Schaffhauser Archäologie, Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen. Dort wird diese Tasche allerdings nur mit Vorsicht als Pilgertasche angesprochen.
Das gut Stück ist mit rund 16 x 18 cm ja auch relativ klein. Aber wahrscheinlich immer noch groß genug um die Dokumente zu verwahren, welche der Pilger vor Abreise und am Zielort ausgestellt bekam.
Zu sehen gibt es das gute Stück ab sofort HIER bei uns unter DIES + DAS. Im Kapitel HAB + GUT.
Mehrpassbecher - Mein Becher hat viel Ecken
Bayreuth 29. April 2023
Vier- besser gesagt Mehrpassbecher. Eigentlich schade das sie "ausgestorben" sind. Fast jedenfalls. Bei uns fränkischen 14. Jahrhundert Darstellern sind sie ja noch allgegenwärtig.
Normalerweise hat da jeder von uns "seinen" Becher(typ). Je nach Region und Zeitstellung natürlich. Für uns ist das der Becher ganz links im Bild (H). Von allen anderen Bechertypen hiesse es für uns also, Finger weg. Zumindest für unsere 1320er Darstellung.
Das hat einen von uns aber nicht davon abgehalten, sich einen Überblick zu verschaffen. Ihre Vielfalt an Erscheinungsformen lädt ja geradezu dazu ein. Sind sie doch regional so stark ausgeprägt, das man ein paar Kilometer weiter eine ganz andere Form vorfindet. Gar nicht zu reden von ein paar Jahrzehnten später. Spannend wie wir finden. Beispiele gefällig? Gerne doch! Aber Vorsicht, alles hier ist voll 14tes und sehr fränkisch.
(A) Bayreuth, ehemalige Schmiedgasse, 2. Hälfte 14. Jahrhundert. (B) Nürnberg, Tetzelgasse, Anfang/1. Hälfte 14. Jahrhundert. (C) Nürnberg, in mehreren Grabungen vorkommend, 14. Jahrhundert. (D) Aus der Trebgast bei Harsdorf (Landkeis Kulmbach), Anfang 14. Jahrhundert. (E) Der einzige Fünfpass hier, Fränkische Schweiz, Mitte 14. Jahrhundert. (F) Nürnberg, Tetzelgasse, 1. Hälfte 14. Jahrhundert. (G) Nürnberg, Rathaus, spätes 14. Jahrhundert. (H) Bayreuth, Alte Lateinschule, 1. Hälfte 14. Jahrhundert.
Ergo: Wenn Ihr euch mit euerer Darstellung also einer Zeit und einer Region verschrieben habt (alles andere ist unserer Meinung nach … schwierig), braucht’s auch die korrekte Keramik dazu. Denn gerade Keramik hat eine stark ausgeprägte Regionalität.
Handwaschgeschirr - Von wegen dreckiges Mittelalter II
Bayreuth, 22. April 2023
Mit dem Giessfass haben wir das Thema ja schon angeschnitten. Körperpflege in den eigene vier Wänden. Denn allen Vorurteilen zum Trotz war tägliche Körperpflege dem mittelalterlichen Mensch so selbstverständlich wie uns heute. Um uns zu wiederholen …auch in den eigenen vier Wänden! Und auch in den eigenen vier Wänden der Gesellen, Knechte/Mägde und Tagelöhnern. Und wie so eine Waschgelegenheit in den Haushalten dieser„einfachen Leute“ wohl ausgesehen haben könnte, ist HIER unter WASSER IM HAUS zu finden. Im Kapitel HAUS + HOF.
Nachtrag: Fast hätten wir es vergessen! Bei der Recherche zu diesem Thema, haben wir auch "saubere Germanen" gefunden. Und zwar beim römischen Geschichtsschreiber und Politiker Tacitus. Der schreibt in seiner "Germania" (entstanden 98 n.Ch): « Gleich nach dem Schlafe, den sie häufig bis in den lichten Tag hinein ausdehnen, waschen sie sich, öfters warm, da bei ihnen die meiste Zeit Winter ist. Nach dem Waschen speisen sie; (…) ».
Quellenkritik - Trau schau wem
Bayreuth 16. April 2023
Es ist noch gar nicht lange her, da haben wir euch hier bei uns ein Gießfass neu vorgestellt. Gefertigt nach Fotos eines komplett unbeschädigten Originals. Zu sehen im Deutschen Burgenmuseum auf der Heldburg in Thüringen. Gefunden, 1951 in Nürnberg. Die zugehörige Tafel in der Vitrine titelt: "Handwaschgerät (Lavabo) mit Decken - Steinzeug, 13./14. Jh. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ke 2551".
Blöd nur, das uns dieser Tage ein Artikel in die Hände gefallen ist, der neben Anderen auch genau diesen Gießfass behandelt, und der sagt etwas ganz anderes. In KulturGUT - Aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums, Heft 37, 2. Quartal 2013 (Seite 5-7) steht zu lesen, daß das Stück anhand von Vergleichsfunden grob zwischen die zweite Hälfte 14. und den Beginn des 16. Jahrhunderts zu datieren ist. Wobei im Artikel ausdrücklich darauf hingewiesen wird das eine typologische Datierung solcher Gießfässer, einiges an Ungenauigkeit mit sich bringt. Allerdings liesse sich "unser" Gießfass anhand begleitender Keramikfunde ins 15. Jahrhundert datiert.
Soweit so schlecht. Zwei Datierungen für ein und das selbe Stück. Damit ist guter Rat teuer! Wir tendieren zur Zeit dazu, weiterhin der Datierung in der Ausstellung zu folgen. Zumal das Burgenmuseum drei Jahre nach erscheinen des Artikels in "KulturGUT" eröffnet wurde und wir hier deshalb unterstellen wollen, das die dort gezeigten Exponate für die Ausstellung neu bewertet wurden und die zugehörigen Tafeln dann auch den aktuellen Kenntnisstand wiedergeben.
Apropo: Da unser Gießfass, bedingt durch nur ein unvorteilhaftes Foto als Grundlage, nicht so ganz die Gefäßform des Originals wiedergibt, haben wir ein neues Replik in Auftrag gegeben. Jetzt entsprechend der (Fund)Zeichnung im Artikel in "KulturGUT" Heft 37 und in der in der Ausstellung angegebenen Warenart. Und selbstverständlich gibt’s das neue Teil dann auch hier zu sehen.
Ein etwas anderer Kerzenständer - Recycling 1475-1500
Bayreuth, 8. April 2023
So naheliegend die Idee ist, wir hatten sie nicht! Wir haben sie hier nur mal auf die Schnelle nachempfunden … mit einem ohnehin schon schwer angeschlagenen Topf.
Entdeckt haben wir diese Art des Recycling eher zufällig bei einem Streifzug durch die digitalen Sammlungen diverser Museen. Genauer, in der „Collection online“ des The British Museum. Noch genauer, auf dem Werk "Die Geburt" des niederländischen Meisters FVB. Zu finden unter: Collection - Collection online. Da dann einfach "Master FVB" in die Suche eingeben und schon könnt ihr euch selbst ein Bild machen.
Aber Achtung: Versteht das gute Stück bitte jetzt nicht als Beleg für das ganze Mittelalter. Die Quelle ist nunmal 1475-1500. Und die Annahme, das sowas auch schon frühen (und natürlich auch nachmittelalterlich) gemacht wurde ist, wenn auch naheliegend und sehr wahrscheinlich, dünnes Eis. Also besser Finger weg. Es sei denn natürlich, ihr findet für "euere Zeit" eine ähnliche Quelle. Und wenn die dann auch noch frühes 14. Jahrhundert ist, würden wir uns freuen wenn ihr sie mit uns teilen würdet. Mail genügt.
Zwei Handlaternen des 14. Jahrhunderts - Kleine Taschenlampe brenn’
Bayreuth, 2. April 2023
Mal was ganz anderes in Sachen Laterne. Kleine Handlaternen aus Keramik. Die eine, im Bild links, als Replik eines stark beschädigten Original aus Keramik. Gefunden in Tábor, in der Tschechischen Republik und ins 14. Jahrhundert datiert. Mit seitlichem Griff, ähnlich den Henkeln an Krug oder Kanne, auf der dem „Fenster“ abgewandten Seite.
Die andere, rechts im Bild, auf einer stiel- oder stabähnlichen Handhabe sitzend. Nachempfunden entsprechen einer solchen Laterne auf einer Bildtafel (Rest eines Passionsaltars) in der Klosterkirche Heilsbronn bei Nürnberg. Datiert auf 1350. Hier, als Rekonstruktionsvorschlag, ebenfalls aus Keramik gefertigt.
Beide Laternen sind im Gegensatz zu den rundum leuchtenden, mit Hornplatten "verglasten" Laternen vergleichsweise klein und mit nur einer Lichtöffnung naturgemäß ungeeignet einen Raum oder Platz zu beleuchten. Ihr in eine Richtung gerichtetes Licht lässt vielmehr an die Nutzung analog einer modernen Taschenlampe denken. Also den Weg oder Raum vor dem Nutzer zu beleuchten ohne diesen zu blenden.
Natürlich haben wir die beiden Schätzchen gleich mal ausprobiert und wurden dabei in dreierlei Hinsicht überrascht. Zum einen werden die "Dächer" beider Laternen SEHR schnell SEHR heiß. Verbrannte Finger bei unsachgemässer Handhabung inklusive!!! Die Handhaben dagegen erwärmen sich auch bei längerer Nutzung kaum. Zum anderen, das durch die kleinen Öffnungen beschränkte, subjektiv schwache Licht, reicht vollkommen aus, bei Nacht den Weg nicht zu verlieren oder Hindernisse zu erkennen. Zu guter letzt: Es braucht erstaunlicherweise mehr als ein Lüftchen um die Kerzen auszublasen.
Nach dem Geschäft - Wohin mit dem Scheiß
Bayreuth/Bamberg, 25. März 2023
Vielleicht erinnert ihr euch an "Die Stadt im Mittelalter war bunt - Und damit basta I + II" vom
16. und 27. Oktober 2022 hier bei uns im Blog. Da haben wir die Artikel "Es war ganz anders als im Film“ Teil 1 und Teil 2 von IN TERRA VERITAS in deren hauseigenen Online-Magazin gefeiert. Beide Beiträge zeigen hervorragend wie falsch das Vorurteil des grauen Mittelalters ist und wie bunt das Mittelalter dann eben doch war.
Wir sagten damals: "Endlich sagt's mal einer laut!" Und das sagen wir jetzt wieder! Diesmal zu "Das große Geschäft - Entsorgungseinrichtungen in Mittelalter und Neuzeit". Den neusten Video auf dem relativ neuen Youtubekanal ARCHÄOLOGIE kurz erklärt von IN TERRA VERITAS. Erneut geht ITV, namentlich Herr Julian Decker, mit dem eisernen Besen durch die Rumpelkammer der Vorurteile zum Thema (dreckiges) Mittelalter und zeigt eine Zeit die sich eben nicht ihren Hinterlassenschaften und deren Gestank ergab, sondern vielmehr sehr aktiv dagegen vorging.
Schaut unbedingt mal rein. Die rund 35 Minuten Zeit die Euch das kostet, sind gut investiert. Besonders die letzten zwei Minuten!
Bild: Rekonstruierter Abort (um 1300) im Freilichtmuseum Bachritterburg Kanzach im Landkreis Biberach. Das Herz in die Tür dürfte eher romanischer Natur sein, als historische Tatsache.
Ein spätmittelalterliches Mietshaus - Ein Rechercheschnipsel
Bayreuth/Nürnberg, 18. März 2022
Schaut mal was wir gefunden haben. Ein Miets(doppel)haus von 1432 in Nürnberg. Gefunden haben wir es allerdings nicht in Nürnberg selbst, sondern in: Wohnen ohne Eigentum - Mieten und Bauen in Land und Stadt seit dem Mittelalter in Franken. Von Julia Krieger (Hrsg.). Aus der Reihe: Geschichte und Kultur in Mittelfranken, Band 10. Erschienen 2022.
Erbaut wurde es als Etagenwohnhaus. So gebaut, das Erdgeschoss und Obergeschoss unabhängig voneinander vermietet werden konnten. Es ist bei gespiegelten Grundrissen in der Mitte geteilt. Bauzeitlich bestanden die jeweiligen Erdgeschosse aus einem einzigen großen Raum, vermutlich als Werkstatt zu nutzen. In den Obergeschossen lagen Wohnungen. Entlang der Mittelwand die Flure welche die jeweils aussen liegende Stube, Küche und Kammer erschlossen.
Erreichen konnte man die Obergeschosse ursprünglich über Treppen in den Fluren. Ob diese bauzeitlich von der Straße aus oder über die Werkstatt zu betreten waren, muss ungewiss bleiben. Üblich wäre gewesen, das die Treppe zum Obergeschoß und das Untergeschoss durch separate Haustüren zugänglich waren.
Zwischenzeitlich waren wir natürlich vor Ort und haben uns ein Bild gemacht und es euch mitgebracht. Erdgeschoß und 1. Obergeschoss datieren wie gesagt auf 1432. Das 2. Obergeschoss und das Zwerchhaus auf 1873. Ebenfalls interessant, unter den linken Fenstern im 1. Obergeschoss, Putzreste des 17. bis 19. Jahrhunderts. Lediglich konservatorisch gesichert und im Originalzustand belassen. Gerettet wurde das Gebäude dankenswerterweise vom Altstadtfreunde Nürnberg e.V. und dann von 1990 bis 2002 saniert. Das im Bild rechte Nachbargebäude übrigens, es datiert im Kern auf 1401, wurde ebenfalls vom Altstadtfreunde Nürnberg e.V. gerettet und saniert.
Ach ja! Das Ganze ist Teil der Antwort auf die Frage: Wo und wie wohnten die Einwohner spätmittelalterlicher Städte, sofern sie kein eigenes Haus besaßen? Die Antwort: Zur Miete in Herdgemeinschaft oder (wie auch heute) als Mieter einer Wohnung bzw. eines Hauses. In Herdgemeinschaften ist die Mietsache eine Kammer im Haus des Vermieters. Wobei man sich Mieter und Vermieter, Herd und Stube teilten.
Nachweisen lässt sich die Überlassung von Wohnraum zur Miete erstmals für 1159 in Köln. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts kann man das Mietwohnen dann bereits als gängige Praxis annehmen. In diese Zeit fällt auch deren erster Nachweis für Mieten bzw. Vermieten hier in Franken. Die Nürnberger Polizeiordnung von 1327 macht es für die Stadt Nürnberg indirekt fassbar.

Onlinerecherche - Unendliche Weiten
Bayreuth, 12. März 2023
Bei der Recherche geht heut der erste Gang üblicherweise an den Rechner und dann erst in eine der einschlägigen Bibliotheken. Schade nur, das man im Netz nur bedingt das findet wonach man sucht. Ist es doch eine Unart von Suchmaschinen, das man die richtige Frage kennen muss um nicht leer auszugehen.
Oder man landet, bei ganz anderer Suche einen Glückstreffer. Zwei solcher Glückstreffer hat und die Suchmaschine vor einiger Zeit serviert. Zwei Datenbanken die wir, so aus dem Bauch raus, nie mit Geschichte oder Archäologie verbunden hätten. Und die wollen wir kurz mal an euch weiterreichen.
Zum einen, ART-Dok - Publikationsplattform Kunst und Bildwissenschaften. Bereitgestellt von der Universität Heidelberg. Zum anderen, E-Periodica - Plattform für Schweizer Zeitschriften online von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Und um es noch besser zu machen: Alles zum download und zitierfähig. Beide Links findet Ihr ab sofort und dauerhaft HIER bei uns unter LINKS.

Reenactmentshopping - Wenn man weiß was passt
Bayreuth, 18. Februar 2023
Wohin geht ihr eigentlich zum shoppen, wenn das Equipment nach Erweiterung verlangt. Bei uns jedenfalls geht der erste Weg tatsächlich manchmal in das eine oder andere Onlinekaufhaus. Vielleicht gibts ja was von der Stange. Meist nicht, wie Ihr sicher wisst. Was für ein Hobby. Nix gibts zu kaufen. Alles muss man sich anfertigen lassen.
Naja, fasst alles. Denn dankenswerterweise gibt es dann doch den einen oder anderen Händler mit reenactmenttauglichen Sortiment. Mehr wie man denkt, aber weniger als man gerne hätte. Einige davon, die auch wir gelegentlich heimsuchen, haben wir für euch unter der Überschrift "Kaufhäuser", HIER bei uns unter LINKS (ganz unten auf der Seite) zusammengetragen. Viel Spaß beim schoppen.
Ein Tipp für Einsteiger unter unseren Lesern. Kauf nichts mit einem der folgenden oder ähnlichen Sätzen im Kopf: „Das ist doch so Ähnlich!“, „Das passt schon!“, „Es gibt nichts anderes!“. Das wäre sich selbst in die Tasche gelogen. Besser: Finger weg! Das spart Geld! Denn wer falsch kauft, kauft doppelt und doppelt kaufen ist immer teurer als die Investition in die Arbeit eines versierten Handwerkers. Davon haben wir natürlich ebenfalls ein paar die wir euch empfehlen können. Ebenfalls HIER bei uns unter LINKS zu finden
Bayreuth 1320 unterwegs - Wenn einer eine Reise tut …
Frankenberg, 7. Januar 2023
... dann kann er was entdecken. Entdeckt hatten wir die Mittelalterliche Bergstadt Bleiberg allerdings schon vor einiger Zeit im Netz der Netze. Neugierig geworden, haben wir uns deren ersten Termin im Jahr zum Anlass genommen dort mal vorbei zu schauen. Beeindruckend was da von einem Verein aus rund 30 Leuten seit den 1990ern geschaffen wurde. Etwas über 20 Nachbauten von Gebäuden der nicht weit entfernt ergrabenen und namensgebenden, wüstgefallenen, Bergbaustadt Blyberge stehen dem Besucher offen.
Wir wollen Euch hier jetzt nicht mit Details füttern, das kann die Homepage Mittelalterliche Bergstadt Bleiberg viel besser. Hier nur so viel: Das Schaugelände zeigt einen Straßenzug einer Bergbaustadt des 13. Jahrhunderts, mit Gebäuden entsprechend ergrabener Grundrisse. Und auch wenn nicht alles Gold ist was da zu sehen ist und sich das einen oder andere gemütliche Teil eingeschlichen hat, bei Renovierungen oder Umbauten wird nachjustiert. Aber was da steht ist ausnahmslos in top Zustand, voll funktionsfähig und gepflegt … was wir letztes Jahr, auch in namhaften Freilichtmuseen, ganz anders erfahren mussten.
Wir jedenfalls werden wiederkommen. Nicht nur weil wir einfach zu wenig Zeit mitgebracht hatten, sondern auch um so ein großartiges Projekt zu unterstützen.

Neujahr - Neues Jahr, neues Glück
Bayreuth, 1. Januar 2023
Wir von Bayreuth 1320 wünschen allen unseren Lesern, Helfern und Freunden für das neue Jahr, Glück und Erfolg bei all euren Vorhaben. Beste Gesundheit und jede Menge Spaß im Leben.
Wie freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen mit euch. Und damit Ihr nichts verpasst … schaut doch ab und zu hier vorbei. Vielleicht ist ja das Eine oder Andere für Euch dabei.