Sauberes Mittelalter - Doku einmal anders
Bayreuth, 19. Oktober 2025
Normalerweise liest man hier bei uns nichts über TV-Dokus zum Thema Mittelalter. Bis jetzt jedenfalls. Denn diese Doku ist wirklich anders. Was schon mit dem Titel beginnt. "War das Mittelalter schmutzig?" Zu finden in der ARTE-Mediathek, im Menü oben links, unter "Geschichte". Dort in der Rubrik "Geschichte nach Themen" und "Stimmt es dass …?". Nehmt euch die rund 22 Minuten Zeit, es lohnt sich. Denn im Vergleich zu dem, was man sonst so zum Thema Mittelalter und dessen hygienischen Zuständen per TV-Doku zu sehen bekommt, wird hier ziemlich gut abgeliefert … trotz des einen oder anderen Aussetzer beim Thema Notdurft.
Zum Beispiel, dass reiche Bürger sehr wohl einen Abort hatten, die Ärmsten der Armen dagegen zum Verrichten ihrer Notdurft nur der Gang auf die Toilette einer Taverne oder ein Nachttopf blieb. Dass die Verfügbarkeit/Nutzung einer Toilette also eine Frage des sozialen Status war. Dem möchten wir hier mit zwei Nürnberger Quellen in aller Deutlichkeit widersprechen. Allerdings nicht ohne vorab ins Gedächtnis zu rufen, dass Armut nicht gleich Obdachlosigkeit bedeuten muss. Damals wie heute nicht.
Zum einen wäre da also die "Nürnberger Polizeiordnung aus dem 13. bis 15. Jahrhundert" (1). In der findet sich unter „Bauverordnungen des 13. und 14. Jahrhunderts“ folgendes: « Wer hindersezen hat oder hausgenozen, der sol haben ze sinen hausgenozen und zü sinen hindersezen ain prifet ». Wer also Mieter hatte, sollte für diese auch Toiletten haben.
Und da diese Verordnung keine Bedingungen bezüglich des Mietobjekts stellt, dürfte das auch für eher bescheidene Unterkünfte gegolten haben.
Dann ist da noch das "Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (1464-1475)" von Endres Tucher (2). Darin wiederum liest man von sieben « … gemeinen heimlich gemach … » (= öffentliche Toiletten) für Mann und Frau, die von « … der stat nachtmeister … » (= den städtischen Abortreinigern) einmal jährlich geräumt und gereinigt werden mussten. Womit spätestens hier Toiletten nachgewiesen wären, die wirklich für jedermann zugänglich gewesen sein dürften. Auch für die angeführten Ärmsten der Armen. Zumindest in Nürnberg. Wobei wir annehmen, dass Nürnberg hierbei kein Alleinstellungsmerkmal hatte.
Und selbst dann wenn man doch nur einen Nachttopf hatte. Was spricht dagegen, diesen in einen der Bäche oder Abwasserrinnen der Stadt zu entleeren oder ihn auf den Misthaufen hinter dem Haus zu kippen?
Und ob man dann ab/nach dem 16. Jahrhundert bei der Körperpflege tatsächlich komplett auf Wasser verzichtet hat … wir haben da unsere Zweifel. Ist aber auch nicht unsere Zeit.
1) Baader 1861. S. 289.
2) Weech 1862. S. 113. « … eines hinter dem Wildpat, eines pei dem Schießgraben, eines pei der Mang, eines pei der parfüsen Prücken, eines auf dem Schweinmarckt, eines pei der steinen prücken, eines bei dem Irhertürlein. »
Wenzelsbibel digital 7.0.0 - Ein Update
Bayreuth, 14. Oktober 2025
Es ist wieder einmal an der Zeit an die Digitaledition der Wenzelsbibel (ca. 1390-1400) zu erinnern. Diese wächst nämlich munter weiter. Aktueller Stand heute: Version 7.0.0 vom 19. September 2025. Mit dem Update sind inzwischen die Folios 1r bis 239v von den insgesamt 1214 Blättern der Bibel verfügbar. Wie bekannt, findet man unter "Edition" und dort unter "Folioansicht" einem zweigeteilten Bildschirm. Zu Beginn sind die beiden Bildschirmhälften zum einen mit dem Faksimile von Folio 1r und zum anderen mit dessen Transkription belegt. Daneben stehen noch eine Lesefassung und die (Beschreibung der) Illuminationen zur Auswahl. Beide Bildschirmhälften können frei belegt werden. So kann man beispielsweise unter "Faksimile" eine Buchseite betrachten (und natürlich auch hineinzoomen) und rechts daneben, auf z.B. "Illuminationen" wechseln um dort eine Gesamtbeschreibung dieser Seite, eine Beschreibung der einzelnen Miniaturen und eine Beschreibung der Marginalien dieser Seite zu erhalten. Natürlich kann man auch (z.B.) "Transkription" und "Lesefassung" nebeneinander stellen. Ganz entsprechen dem eigenen Rechercheziel.
Bild: Illuminationen aus einer Kopie der Wenzelsbiibel, Josef Hák via Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 Deed
Mittelalterliche Bürsten - Von wegen dreckiges Mittelalter V
Bayreuth, 8. Oktober 2025
Warum eigentlich nicht? Lasst uns das Vorurteil vom dreckigen Mittelalter mit Bürsten aus den Köpfen kehren. Soweit die Idee. Allerdings, sind wir mit dem Ergebnis unserer Suche nicht so richtig zufrieden. Nicht nur, dass wir nur einen archäologischen Fund (1) und keine in Sammlungen erhaltenen Stücke auftun konnten, zumindest keine mittelalterlichen, ist auch noch alles andere was wir finden konnten eher spärlich und durch die Bank mindestens spätmittelalterlich. Fündig geworden sind wir dabei auch nur in der Kunst und in schriftlichen Überlieferungen. Aber lest selbst. Vielleicht helfen unsere "Funde" dem einen oder anderen von euch doch weiter.
Wie gesagt, in der Kunst. Da hängen oder liegen Bürsten in so manchen Gemälden einfach so herum. Man muss nur genau hinschauen. Auffällig ist dabei, meist liegen oder hängen die Bürsten dort wie griffbereit. Oder anders: Es wirkt, als hätte man sie gerne griffbereit. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Bürste im Bild "Arnolfini-Hochzeit des flämischen Malers Jan van Eyck (Bild 1). Entstanden 1434. Zu sehen, rechts neben dem Spiegel, an einem Nagel hängend. Oder im 1415/25 entstandenen, "Mariä Verkündigung" des Meisters von Flémalle/Robert Campin. Dort hängt die Bürste, prominent und ebenfalls an einem Nagel, hinter der Jungfrau Maria an der Wand neben dem Kamin. Naturgemäss lässt sich aus dem Aufbewahrungsort schwerlich ableiten um welche Art von Bürste es sich jeweils handeln könnte. Auffällig ist jedoch, dass beide Bürsten flach gebunden sind. Ähnlich einem modernen Sorghum- bzw. Reißstrohbesen.
Gelegentlich findet man Bürsten dann aber doch in Gebrauch abgebildet. Zum Beispiel als Kleiderbürste im "Le Bréviaire des nobles" (1422-26) auf folio 103v, oder als Haarbürste zum Auskämmen von Kopfläusen in einer im Jahr 1491 gedruckten Ausgabe des Ortus sanitatis. Und als letztes Beispiel: In Albrecht Dürers "Frauenbad" von 1496 (Bild 2). Allerdings kann man diese Bürste nur ganz allgemein der Körperpflege zuordnen. Auffällig hier wiederum, die Bürsten scheinen allesamt rund, einem modernen (Rasier-)Pinsel ähnlich, gebunden zu sein. Soweit unsere Beispiele dazu.
Die wohl älteste Abbildung einer Bürste findet sich übrigens auf dem Folio 19r des 1336 entstandenen Oldenburger Sachsenspiegel. Dort unter der Aufzählung der Rade der Frau zu finden (2). Allerdings ohne deren Verwendungszweck zu verraten. Noch älter ist uns nur die Erwähnung einer Bürste in einem zwischen 1290 und 1300 entstandenen Gedicht des ritterbürtigen Dichters Seifried Helbling bekannt. Sie ist dort in der Aufzählung des Inventars von Haus und Hof wohlhabender Bauern zu finden (3). Darunter unter anderem: « bürsten, streler, nizkamp und schær » (4). Ob hier im Zusammenhang mit Kamm, Nissenkamm und Schere eine Haarbürste gemeint ist?
Die erstmalige Erwähnung von Bürsten bezüglich ihrer gewerbliche Herstellung, findet sich übrigens mit dem Nürnberger "pürstenpinter" Hans Schön, um das Jahr 1400 herum. In Frankfurt lässt sich dieses Handwerk erstmals um 1462 nachweisen. Ebenso, in etwa zur dieser Zeit, noch in München und Augsburg.
In ihrer eigenen Zunft organisiert findet man die Bürstenbinder aber (nachweislich) erstmals nachmittelalterlich. Um 1550 in Nürnberg und 1589 in Augsburg. Wohingegen die Bürstenbinder in München, gemeinsam mit den Ringlern, Würflern und Kammmachern in einer Zunft vereint waren (5) und in Wien gemeinsam mit den Kammmachern und in Dresden mit den Siebmachern (6).
Dabei zählten die Bürstenbinder noch bis in die Neuzeit hinein zu den handelnden Handwerkern. Das heißt, sie betrieben einerseits ein eigenes festes Ladengeschäft und beschickten andererseits die Märkte im engeren regionalen Umkreis (7).
In die Zeit der ersten Bürstenbinderzünfte fällt auch der Holzschnitt "Der Bürstenbinder" im 1568 gedruckten sogenannten Ständebuch von Jost Amman (= Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden, hoher und nidriger, geistlicher und weltlicher, aller Künsten, Handwercken und Händeln). Interessant hierbei nicht nur die im Holzschnitt gezeigten, sondern auch die in der Bildunterschrift aufgezählten Arten von Bürsten. « … Kehrbürsten für die Kleider … », « … Börstwüsch für das Haußgesind », was wohl für "Borstwisch" steht und den Handfeger meint (8) und « … Bürstn damit man Gläser schwenckt », was wohl seinerseits Spülbürsten meint. Darüber hinaus darf man im Repertoire eines Bürstenbinders aber auch Kehr-, Schuh- und Kratz-, Barbierpinsel sowie Schlicht- und Tuchbereiterbürsten erwarten, um nur einige zu nennen (9).
Damit hat es sich, bezüglich der Ergebnisse unsere Recherche. Beziehungsweise mit dem was wir zum Thema "Bürsten im Mittelalter" gefunden haben. Leider ist darunter so gar nichts zum Besatzmaterial (Borsten) mittelalterlicher Bürsten. Die älteste von uns dazu gefundene Quelle ist das 1698 in Regensburg erschienene Ständebuch von Christoff Weigel (= Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände Von denen Regenten Und ihren So in Friedens- als Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an, biß auf alle Künstler Und Handwercker). Darin ist von « … meistentheils Schweins-Haar oder Borsten genommen » in verschiedenen Qualitäten für verschiedene Bürstenarten die Rede.
So, das war's jetzt aber endgültig von dem was wir auftun konnten. Obwohl ... und das war ja die eigentliche Idee ... das Wenigen, das wir hier zusammengetragen haben, eigentlich schon genügen sollte, den Topos vom bedingungslos dreckigen Mittelalter aus den einen oder anderen Kopf zu bürsten.
Bild 1) Bildausschnitt aus: Jan van Eyck, Arnolfini-Hochzeit (1434) via Wikimedia Commons, Public domain.
Bild 2) Bildauschnitt aus: Albrecht Dürer, Frauenbad (1496) via Wikimedia Commons, Public domain.
1) Drei als Haarbürsten angesprochen Funde aus einem Brunnen in Budapest. Vermutlich aus dem 15. Jahrhundert. Siehe: Középkori kút a Budavári Szent György Téren (= Mittelalterliche Brunnen auf dem Budavári Szent György Platz) von B. Nyékhelyii, Dorottya, S. 40. URL: https://mek.oszk.hu/09300/09301/09301.pdf
2) = Der Teil, den eine Frau, soweit ihr nicht mehr zugesprochen wird, nach dem Tod ihres Mannes von ihm erbt
3) Schulz, Anne: Essen und Trinken im Mittelalter (1000–1300) S. 263
4) = Bürsten, Kamm, Nissenkamm und Schere.
5) Bock, Ernst: Bürsten und Pinsel. Bechhofen 1983. S. 85f.
6 + 7) Niederfeilner, Alexander: Vom Dorf zur Metropole des Erzgebirges. S. 68.
8) Siehe: https://www.dwds.de/wb/Borstwisch?o=B%C3%B6rstwisch. Borstwisch in: DWDS - Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.
9) Reith, Reinhold (Hrsg): Das alte Handwerk - Vom Bader bis zum Zinngießer. München 2008.
Langer Museumsabend - Ein kleiner Erfolg
Bayreuth, 28. September 2025
Der Lange Museumsabend ist vorbei. Und was soll man sagen. So bis gegen 20 Uhr war das Museum erstaunlich gut besucht, danach wie abgeschnitten … eher nicht. Was uns dann doch gewundert hat, nachdem es doch gleich von Anfang an so richtig losging. Aber egal ob die vielen zu Anfang oder die wenigen gegen Ende ... die (aller)meisten brachten spannende Themen/Fragen mit und nahmen sich die Zeit, sich darüber mit uns auszutauschen. Was vielleicht auch daran lag, dass die meisten Besucher einen ziemlich soliden Backround in Archäologie und/oder Geschichte mit im Gepäck hatten und gestern wohl auch ganz gezielt zum Langen Abend ins Archäologische Museum kamen. Natürlich gab es auch den einen oder anderen Besucher, der einfach mal nur so Lust auf Museum hatte oder sich ganz spontan von der bunt beleuchteten Museumsfassade anlocken ließ. Danke an euch alle fürs Vorbeikommen, fürs Löcher-in-den-Bauch-fragen, fürs Leben in die Bude bringen und dafür, dass der Lange Museumsabend zumindest ein kleiner Erfolg geworden ist.
Im Bild von links nach rechts: Oliver Rausch von Bayreuth1320, Marco Hencke und Sven Then von LEGIO XXI RAPAX, Claudia Zimmermann ak De Timmermansche, Holger Heid mit dem Projekt "Bronzezeit an der Pegnitz" und Norbert Hübsch, Leiter des Archäologischen Museums Bayreuth.
Der Bindlacher Kamm - Schon klar, kein Mittelalter. Aber trotzdem …
Bayreuth, 21. September 2025
Der Lange Museumsabend im Archäologischen Museum Bayreuth wirft seine letzten Schatten voraus. Die Abschlussbesprechung stand an. Bei der Gelegenheit, schaut mal woran wir da beim Gang durch das Museum hängen geblieben sind. Am sogenannten "Bindlacher Kamm". Oder sachlich: Geweihkamm, germanisch, ca. 3./4. Jahrhundert n. Chr., Fundort: Bindlach. Das gute Stück ist nämlich derzeit in der Dauerausstellung des Museums zu sehen.
Gefunden wurde das Schmuckstück und noch vieles mehr, 2019 bei bauvorbereitenden Arbeiten anlässlich der Erschließung eines Baugebiets am Lehengraben in Bindlach von einer Arbeitsgruppe des Historischen Vereins für Oberfranken.
Dabei kam eine mehrperiodige germanische Siedlung des 1. bis 3. Jahrhunderts zutage. Unter den Funden, vom Kamm abgesehen, jede Menge Tierknochen und Scherben regionaler Keramik, aber auch Scherben römischer Keramik. Während Erstere Auskunft über die Tierhaltung der Siedlung gaben, zeigen Letztere, dass die hier vormals ansässigen Germanen offenbar Kontakt zur römischen Welt hatten. Aber lest selbst: Eine Ortschronik entsteht: Bindlach 2028 - Auch die Germanen waren schon in Bindlach, von Norbert Hübsch, auf Hypoteses.
Und wenn euch das alles Lust gemacht hat, mal wieder im Archäologischen Museum vorbeizuschauen, wie wäre es mit ebendem Langen Museumsabend am nächsten Samstag? Was übrigens die letzte Gelegenheit für die Saison 2025 wäre. Das Museum geht nämlich unmittelbar nach dem Abend in die Winterpause.
Langer Museumsabend im Archäologischen Museum - Ein bisschen so wie früher
Bayreuth, 15. September 2025
Erinnert sich noch jemand an die "Lange Nacht der Museen" in Bayreuth? Wir schon, und zwar sehr gerne. Deshalb freut es uns besonders, dass das Archäologische Museum Bayreuth am Samstag, den 27. September 2025, von 16:00 bis 22:00 Uhr, man könnte sagen, zu einem kleinen Revival einlädt. Dem "Langen Museumsabend im Archäologischen Museum".
Zu sehen gibt es neben dem Museum selbst, im Haus verteilt, drei Zeitinseln mit Darstellern aus drei Epochen. Brozezeit, Antike, Mittelalter. Lebendiges Museum also.
Mit dabei sind Holger Heid (NHG Nürnberg) mit seinem Projekt "Bronzezeit an der Pegnitz", Marko Henke als MILES (Soldat) der LEGIO XXI RAPAX, Claudia Zimmerman ak De Timmermansche mit dem Thema: Küche und Ernährung im Spätmittelalter und Oliver Rausch von Bayreuth1320 mit dem Thema: Alltagskultur des Spätmittelalters. Na wenn da nicht für jeden was dabei ist.
Middelaldercentret Nykøbing - Die Bilder sind da
Bayreuth/Nykøbing, 7. September 2025
Juhu, die Bilder von unserem Aufenthalt im Middelaldercentret in Nykøbing sind endlich bei uns aufgeschlagen. Wir haben auch gleich mal ein paar davon für euch herausgesucht. Denn, versprochen ist versprochen!
Zu finden sind sie direkt HIER bei uns unter IMPRESSIONEN im ANHANG.
Vom Rasten auf Reisen - Reenactmentsommer II
Bayreuth/Bärnau, 5. September 2025
Kaum zu Hause schon wieder unterwegs. De Timmermansche hatte zu "Vom Rasten auf Reisen" geladen. Natürlich fand die Veranstaltung wieder im Geschichtspark Bärnau-Tachov statt. Den Rahmen bot wie immer der "Thementag 14. Jahrhundert". Und natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, wieder dabei zu sein. Gekommen ist so einiges an Leuten von nah und wie schon letztes Jahr, von seeeeehr fern. Letztendlich so viele, dass nicht nur die Herberge, sondern auch alle anderen Häuser der Baugruppe Hochmittelalter mit Leben erfüllt werden konnten. Und das nicht nur mit den üblichen Verdächtigen, sondern auch mit dem einen oder anderen neuen Gesicht … und jetzt nach der Veranstaltung, mit dem einen oder anderen neuen Freund. Erstaunlich dabei ist, mit welch gutem Händchen die Gastgeberin immer wieder einlädt. Dieses Jahr zum vierten Mal übrigens. Unser Highlight war dabei natürlich die Küche der Timmermanschen. Beziehungsweise das, was die Küche zweimal täglich auf Tisch und Teller gebracht hat. Soweit nichts Neues, wenn man uns kennt.
Für die Besucher des Parks gab es aber etwas Neues. Eine Zeitreiseführung in die Alltagskultur des 14. Jahrhunderts. Mit Themen wie: Wie wohnte die breite Masse? Wie hielt man was sauber? Was waren Knechte und Mägde? Solche Sachen eben. Überraschend für uns: Das erstaunlich spürbare Interesse am Thema unmittelbar während der Führungen. Vor allem am Sonntag. Danke dafür an dieser Stelle.
Und wenn ihr jetzt und hier mehr von "Vom Rasten auf Reisen" sehen wolltet: Habt Geduld. Das gibt’ es hier an dieser Stelle, sobald alles Material bei uns aufgeschlagen ist. Versprochen!
Bild: © Christian Hafner
Stadtführung 2025 - Gute Frage, nächste Frage
Bayreuth, 26. August 2024
Schön war’s mit euch. Danke für euer zahlreiches Dabeisein und dass bis zum Schluss durchhalten. Dieses Mal übrigens mit deutlich mehr Auswärtigen als Bayreuther Teilnehmern. Begonnen hat die Stadtführung wie schon mal 2023 mit einer Stippvisite im Historischen Museum. An den dort ausgestellten Funden der archäologischen Ausgrabung „Alte Lateinschule“ war gut zu zeigen, woher man etwas über das Mittelalter vor 1430 in Bayreuth weiß, obwohl die Schriftquellen dazu verloren gegangen sind. Weiter ging es dann durch die Gassenaltstadt vor die Mohrenapotheke am Marktplatz, dem Platz des ersten und zweiten Rathauses. Dort dann verbal auch noch zum ersten Spital und zum Frauenhaus der Stadt und schlussendlich, dann wieder zu Fuß, in den Ehrenhof des Alten Schlosses, wo die Führung nach einer Stunde endete.
Aber da bei unseren Stadtführungen traditionell nicht die längst verschwundenen Gebäude im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr die Menschen, die im Spätmittelalter dort gelebt haben, waren diese Plätze allesamt nur Aufhänger für allerlei Alltägliches dieser in Bayreuth gerne vergessenen Zeit. Wer wohnte wo, Spitalwesen, tägliche Hygiene und Badekultur, Frauenhäuser und und und. Stichwortgeber waren dabei oft die Teilnehmer selbst. Die beste Frage diesmal: Wie kann es sein, dass die beiden Badehäuser der Stadt ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der Kottgass (= heutige Kämmereigasse) standen, durch welche ein Seitenarm des Tappert floss und in welchen die Abwässer und Fäkalien der Anrainer entsorgt wurden? Eine Frage, die wir ad hoc nicht beantworten konnten, der wir aber nachgehen werden. Begleitet wurde unsere Führung wie immer von Alltagsgegenständen des 14. Jahrhunderts. Nuppenbecher, Kerbholz, Nietbrille, Paternoster und vieles mehr gab es zu sehen und anzufassen. Und von der Frage, ob man im 14. Jahrhundert schon Reis, Zitronen, Mandeln oder Feigen zu kaufen bekam. Vielleicht ja nicht unbedingt in Bayreuth, aber bestimmt in Nürnberg.
Ob unser "Rundgang auf den Spuren des mittelalterlichen Bayreuth" gefallen hat? Wir hoffen es. Aber auf jeden Fall sind, so wie es aussah, alle Teilnehmer bis zum Schluss dabei geblieben. Danke noch einmal dafür.
Middelaldercentret Nykøbing - Reenactmentsommer I
Bayreuth/Nykøbing, 22. August 2025
Schaut mal, wir haben es endlich geschafft unseren seit 2014 gehegten Traum auf Reenactment im Mittelaldercentret zu verwirklichen. Und das dann gleich für 10 Tage. Wunderbar war’s und stellenweise auch anstrengend. Mehr dazu gibt’s hier an dieser Stelle, sobald wir alles Bildmaterial zusammenhaben. Versprochen!
Ach ja! Nicht vergessen, morgen 14 Uhr ist Stadtführungszeit. Da geht es mit einem von uns 1320ern „Auf den Spuren des mittelalterlichen Bayreuth“ durch die Innenstadt. Veranstalter ist der Historische Verein für Oberfranken e.V. Treffpunkt ist wie der Kirchplatz zwischen Stadtkirche und Historischem Museum. Im Anschluss kann dann noch kostenlos das Archäologische Museum besucht werden.
Melencolia I - Meisterschaft sehen
Nürnberg, 3. August 2025
Die seit 2021 im Grafischen Kabinett des Albrecht-Dürer-Hauses stattfindende Reihe "Original Dürer" mit Werken aus den Beständen der Graphischen Sammlung der Museen der Stadt Nürnberg hat uns ja 2023 schon einmal auf die Idee gebracht, das Haus zu besuchen. Und da der Ausstellungsschwerpunkt bekanntermaßen alle 4 Monate wechselt, haben auch wir vor kurzem wieder mal vorbeigeschaut. Denn derzeit und noch bis zum 2. November diesen Jahres präsentiert das Grafische Kabinett: "500 Jahre Dürer & Geometrie. Altes Wissen - neue Welten". Anlass ist das Erscheinen des ersten Geometrie-Lehrbuchs in deutscher Sprache. Albrecht Dürers "Unterweisung der Messung mit dem Zirkel und Richtscheit“.
Neben dessen Originalausgabe ist als weiteres Highlight auch Dürers wohl rätselhaftester Kupferstich zu sehen. "Melencolia I" aus dem Jahr 1514. Selbstverständlich ebenfalls im Original.
Unnötig zu erwähnen, dass die Stiche begeistern. Unglaublich welche Meisterschaft Dürer hier zeigt. Nicht umsonst zählt "Melencolia I" neben "Ritter, Tod und Teufel" und "Der heilige Hieronymus im Gehäus" zu den sogenannten Meisterstichen. Schaut sie euch an. Es lohnt sich. Auch wenn man eine etwas längere Anreise hat.