Wassermühlen im mittelalterlichen Bayreuth II - Kurz und knapp VII
Bayreuth, 20. April 2025
Vor ein paar Wochen (23. März 2025) hatten wir es hier im Blog von den mittelalterlichen Wassermühlen in Bayreuth. Dabei haben wir euch doch tatsächlich einen archäologischen Fund zum Thema unterschlagen (vergessen). Einen Mahlstein. Gefunden 2015 bei einer archäologischen Grabung auf Höhe der Hausecke des Redoutenhauses während der Sanierung der Fußgängerzone. Also tatsächlich unweit des Mühlkanals. Zum Vorschein kam dabei unter anderem der Fußboden eines aus Stein erbauten Hauses. Und teilweise darin eingelassen, eben jener Mahlstein. 80 Zentimeter im Durchmesser und etwa 30 Zentimeter dick. Vermutlich wurde er ursprünglich zum Mahlen von Farbe (Pigmenten) oder Kalk verwendet.
Ein paar Zeilen mehr zur Ausgrabung selbst, gibt es fast direkt vor Ort. Auf der Stele zur Station 1 des „Archäologischen Rundgangs durch die Stadt“ neben dem Wittelsbacher Brunnen (siehe Bild). Oder ihr lest in der Broschüre zum "Rundgang" nach. Oder auf der den Rundgang ergänzenden Homepage. Oder in den dort verlinkten Artikeln des Nordbayrischen Kuriers. Denn leider gibt es keine Gesamtpublikation zu den Ergebnissen der unzähligen archäologischen Grabungen, die die Sanierung der Bayreuther Fußgängerzone begleitet haben.
Quelle/Literatur:
Waha, Eric: Grabungen in der Opernstraße: Bayreuther Spuren von vor 600 Jahren. Nordbayrischer Kurier, vom 20.09.2015, online. URL: https://www.kurier.de/inhalt.archaeologische-grabungen-in-der-opernstrasse-fachwerk-ziegel-ein-mahlstein-und-drei-brandschichten-grabungen-in-der-opernstrasse-bayreuther-spuren-von-vor-600-jahren.95255bb6-558d-4886-a04e-0de00fc489cb.html. Stand 18. April 2025.
Straßennamen im mittelalterlichen Bayreuth - Stadtbibliothek rules
Bayreuth, 6. April 2025
Erinnert ihr euch? Bei unseren Recherchen zu den Bayreuther Wassermühlen sind wir zwar antiquarisch fündig geworden, haben euch aber den Weg in die Stadtbibliothek RW21 empfohlen. Und genau diesen Weg sind wir jetzt auch einmal selbst gegangen. Und sind dort bei Band 86 des Archiv für Geschichte von Oberfranken hängen geblieben. Und dort bei dem Artikel "Bayreuther Straßennamen vom Mittelalter bis heute - Ein kulturhistorischer Abriss" von Rosa und Volker Kohlheim.
Natürlich konnten wir es nicht lassen uns (und Euch) die mittelalterlichen Straßennamen und ein paar Informationen dazu, rauszuschreiben. Aber um es gleich vorweg zu sagen, nur eine der heutigen Straßen in Bayreuth trägt ihren Namen seit dem Mittelalter. Die Frauengasse. Spätestens seit dem 15. Jahrhundert heißt sie so (1). Namensgeber waren hierbei die über die Jahrhunderte ansässigen Frauenhäuser (Bordelle).
Alle anderen Gassen und Straßen der Stadt haben ihre Namen zum Teil mehrfach geändert. Dennoch ist der eine oder andere mittelalterliche Straßen- oder besser Gassennamen überliefert. Vor allem über das erste Bayreuther Stadtbuch von 1430-63 und dessen ab 1464 geführten Nachfolger.
Allerdings verschweigen uns diese Stadtbücher den Namen der damals wie heute markantesten Straße der Stadt, den der heutigen Maximilianstraße … von uns Bayreuthern meist nur "Markt" genannt. Erst nach dem Mittelalter, auf dem ältesten Stadtplan der Stadt von 1610 (2), ist für den Markt der Name Haupt Gaß zu fassen.
Von ihr geht die Praytte Gaß (3) ab, die heutige Sophienstraße. Der Name findet sich, für ihren vorderen, von der Maximiliansstraße abgehenden Teil, bereits 1449. Es ist anzunehmen, dass hier die Breite der Gasse namensgebend war. Für den hinteren Teil ist der Name Priestergasse überliefert. Der Name geht hier wohl auf die dort 1449 für Priester errichteten Mietshäuser zurück, ist aber als Gassenname erst für 1518 nachweisbar. Ausserdem befand sich, wenn auch abermals nicht mittelalterlich, in der heutigen Sophienstraße, ein morastiges Teilstück (unbekannt wo), welches zumindest 1541 die Bezeichnung In der Sutten trug. Wobei "Sutte" im Mittelhochdeutschen für Pfütze oder Wasserlache steht.
Die heutige Von-Römer-Straße, die etwa auf halber Länge von der Sophienstraße abzweigt, hieß im Mittelalter Judengass. Erstmals zu finden 1463 im Zusammenhang mit einer Schuldumwandlung. Ihren Namen hat sie, wer hätte es gedacht, von den dort wohnenden Juden.
Eine weitere Gasse vom Marktplatz zum Kirchplatz (unbekannt welche) taucht erstmals im Stadtsteuerregister von 1447 als Kirchgasse auf. Möglicherweise handelt es sich dabei um die heutige Kirchgasse. Für uns so darstellbar, da eben jene Kirchgasse ab 1522 für rund 300 Jahre, nach einem ihrer Anwohner, den Namen Ochsengasse trug, die dann wiederum im ältesten Stadtplan, als die heutige Kirchgasse identifiziert werden kann.
Womit wir beim heutigen Kirchplatz/Bernd-Meyer-Platz wären. Dieser findet sich im Stadtbuch von 1464 als Kirchhov bezeichnet. Hier dürfte auch klar sein, woher der Platz seinen Namen hat.
An ihm, bzw. an der Kirche vorbei, führt die von der Maximiliansstraße kommende und an der Sophienstraße endende, heutige Kanzleistraße. Ehemals Schmidtgasse. Benannt nach einem Contz Schmidt, der 1510 wohl dort wohnte. Möglicherweise trug sie diesen Namen aber schon davor, da sich dort 1993 bei archäologischen Grabungen mehrere Schmieden und für das 15. Jahrhundert mehrere Anwohner mit dem Beinamen "Schmied" nachgewiesen werden konnten.
Außerhalb der Stadtmauer, vor dem "Unteren Tor" (Stadttor), trug die heutige Kulmbacher Straße mindestens seit 1446/48 den Namen Steinweg oder Steingasse. Ein Name der sich bis ins 19. Jahrhundert hielt. Namensgeber war hier der Flurnahme "Der Stein", nach dem felsigen Untergrund dort vor der Stadtmauer. Die Straße führte auch damals schon bis nach Kulmbach.
Bemerkenswert hier noch: Die jenseits des Mistelbachs am Steinweg gelegene und im ersten Stadtbuch von 1446/48 belegte Kapelle zum "Heilig Kreuz", wird dort zum Namensgeber für den damaligen Vorort und heutigen Stadtteil "Kreuz".
Vor dem "Unteren Tor" befand sich auch die heute nicht mehr existierende Wolfsgasse. Im ersten Bayreuther Stadtbuch von 1463 wird sie bereits als Wolfsgässlein erwähnt. Namensgeber war hier wohl abermals ein Anwohner gleichen Namens. Verschwunden ist diese historische Gasse beim Bau des Wittelsbacherrings in den 1970er Jahren. Dabei erhielt auch die heutige Wolfsgasse ihren scheinbar historischen Namen.
Weiter östlich um die Stadtmauer herum, findet sich im Stadtbuch von 1446/48, der Neuenweg. Erwähnt im Zusammenhang mit dort durchgeführten Pflasterarbeiten. Heute etwa Luitpoldplatz/untere Bahnhofsstraße. Der Name geht später auf das westlich davon gelegene Stadtviertel über und hält sich noch bis ins 20. Jahrhundert.
Und wohl unweit des Neuenweg gelegen, findet sich für 1464 der Mittelweg beurkundet. Erwähnt als Ortsangabe in einer Rechnung für Wachs. Seine genaue Lage ist allerdings unbekannt, dürfte aber im dortigen Vorort/Ortsteil zu suchen sein.
Vom "Oberen Tor" (Stadttor), führte in südöstlicher Richtung der Rennweg aus der Stadt. Die heutige Richard-Wagner-Straße. Bemerkenswert hier: Der Name Rennweg bestand seit seiner Eintragung im ersten Stadtbuch 1446/48 ununterbrochen bis ins 19. Jahrhundert.
Ebenfalls vor dem Oberen Tor befand sich die Maroltßgasse, die heutige Ludwigstraße. Sie wird im Stadtbuch von 1464 , bezüglich eines dort anliegenden Hauses samt Garten, erstmals erwähnt. Sie trug ihren Namen nach ihrem Ziel, dem seit 1398 nachweisbaren Hof und späteren Dorf Maroltczhofe. Heute Moritzhöfen.
Und schließlich, die Jean-Paul-Straße. Sie scheint bereits im Spätmittelalter unter dem Namen Gloyengasse als Straße oder Weg bestanden zu haben. Namensgeber war auch hier ein Anwohner. Ein dort nachweislich von 1469 bis 1505 lebender Bürger namens "Gloy".
Damit hat es sich mit den aus dem Mittelalter überlieferten Straßennamen in Bayreuth. Alle anderen der historischen Straßennamen, lest bitte selbst nach. Der Band ist wie gesagt, in der Bayreuther Stadtbibliothek RW21 zum ausleihen verfügbar.
Quellen/Literatur:
1) Siehe: Bast, Eva-Maria: Frauengasse - Älteste Straße fürs älteste Gewerbe. Onlineartikel des Nordbayrischen Kurier von 5. Dezember 2918. Stand 30. April 2015.
2) Titel der Federzeichnung: Bayreuth, wie es vor dem Brand 1621 gestanden. Datierung der nachträglich angeklebten Legende: um 1710. Siehe: Götzel, Hermann: Bayreuth in alten Stadtansichten - Grafik von 1500-1900. Bayreuth 2012. Seite 18.
3) Alle folgenden Straßennamen nach: Kohlheim, Rosa und Volker: Bayreuther Straßennamen vom Mittelalter bis heute - Ein kulturhistorischer Abriss. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 86, 2006. S. 57-92.
Wassermühlen im mittelalterlichen Bayreuth - Neue Spurensuche
Bayreuth, 23 März 2025
Dass auch das mittelalterliche Bayreuth über Wassermühlen verfügte dürfte klar sein. Einige ihrer Nach- Nach- Nachfolgebauwerke oder ehemalige Standorte dürften sogar dem einen oder anderen noch bekannt sein. Falls nicht, können wir euch ab sofort weiterhelfen. Uns ist nämlich vor kurzen in einem Antiquariat Band 67 des "Archiv für Geschichte von Oberfranken" von 1987 in die Hände gefallen. Herausgegeben vom Historischen Verein für Oberfranken. Darin der Artikel: Die Bayreuther Wassermühlen - Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. Von Irmgard Dämmrich. Ein mehr als großartiger Artikel der, so wie es aussieht, nicht nur alle ehemaligen Wassermühlen auflistet, sondern auch nichts von dem auslässt, was über die einzelnen Mühlen dokumentiert ist.
Das unserer Meinung nach wichtigste und dazu noch einige Stichpunkte zu ihren frühen Jahren, findet man ab jetzt HIER bei uns unter SPURENSUCHE. Im Kapitel BAYREUTH.
Und falls wir euch mit unserer Spurensuche neugierig gemacht haben und ihr es jetzt ganz genau wissen wollt: Die Jahrbücher des Archiv für Geschichte von Oberfranken, können in der Stadtbibliothek Bayreuth "RW 21" ausgeliehen werden. Auch der Band 67 in dem wir für unsere Spurensuche recherchiert haben.
Bild: Wassermühle. Luttrell Psalter (1325-35), f.181 Psalm 103. British Library via Wikimedia Commons. CC0 1.0.
Bayreuth in alten Ansichten - Ein antiquarisches Highligh
Bayreuth, 28. Juli 2024
Unser neuestes Beutestück im Bücherschrank. Bayreuth in alten Ansichten - Grafik von 1500 bis 1900. 2012 erschienen und inzwischen nur noch antiquarisch erhältlich ist es uns damals irgendwie von der Einkaufsliste gerutscht. Erfreulicherweise haben wir es quasi wiederentdeckt. Bei einem kürzlichen Besuch im Archäologischen Museum Bayreuth.
Der Band ist die wohl vollständigste Sammlung von Bayreuther Stadtansichten überhaupt. Fast alle Ansichten wurden dafür vom Original reproduziert, was den Band besonders wertvoll macht. Zwar ist der Titel, wie gesagt nicht mehr im Handel erhältlich, ABER ZUM GLÜCK, wie wir entdeckt haben, hat sich der Historische Verein für Oberfranken e.V. die Restbestände gesichert und bringt sie auch seit kurzem, antiquarisch aber wie neu, wieder unters geschichtsinteressierte Volk. Erhältlich ausschließlich im Archäologischen Museum Bayreuth, gegen eine Spende (zugunsten des Vereins) von 10,- Euro.
Und wenn man schon mal da ist, gibt es im Museum noch viel mehr an Lesestoff. Allen voran natürlich das jeweils aktuelle "Archiv für Geschichte von Oberfranken" und die Sonderdrucke des Historischen Vereins. Daneben aber auch allerlei antiquarische Werke des Vereins. Schaut mal vorbei. Aber nehmt eine große Tasche mit.
Ein archäologischer Rundgang durch die Stadt - Aller guten Dinge sind drei
Bayreuth, 23. Juni 2024
Erinnert ihr euch noch an den Archäologischen Rundweg, über den wir hier (14. Januar 2024 und 8. Juli 2023) auch schon berichtet haben? Vielleicht habt ihr ja die 12 Stelen, die im Stadtgebiet verteilt über das historische Bayreuth berichten, auch schon selbst erkundet? Und eventuell kennt ihr auch schon die das Projekt begleitende und ganz hervorragende Homepage ARCHÄOLOGIE-RUNDGANG DER STADT BAYREUTH - Ein archäologischer Rundgang durch die Stadt "mit Hartmut Endres“. Wenn euch das gefallen hat, haben wir hier noch mehr Material für euch. Die Broschüre, Bayreuther Unterwelt - Ein archäologischer Rundgang durch die Stadt, von Hartmut Endres. Erhältlich (wenn auch ständig vergriffen) im Rathaus und (solange der Vorrat reicht) im Archäologischen Museum Bayreuth.
Legt euch das Teil unbedingt zu. Denn nicht alles was auf den Stelen zu lesen steht, steht auch in der Broschüre oder der Homepage. Und nicht alles was auf der Homepage zu lesen ist, findet sich in der Broschüre oder auf den Stelen. Und zu guter Letzt, nicht alles was man in der Broschüre nachlesen kann, ist auf der Homepage oder auf den Stelen zu erfahren. Aber auch wenn jedes für sich mehr als sehens- und besuchenswert ist, erst alles zusammen ergibt ein großartiges Bild vom historischen Bayreuth und seiner archäologischen Spuren unter dem Straßenpflaster. Deshalb hier noch einmal von uns, an alle Beteiligten und Verantwortlichen, die den "Archäologie Rundgang - Stadt Bayreuth" ermöglicht, gefördert und auf die Beine gestellt haben: Gute Arbeit.
Straßen und Wegebau im mittelalterlichen Bayreuth - Über Stock und Stein II
Bayreuth, 18. Februar 2024
Eine Leserfrage nach unserm Beitrag "Straßen(auf)bau in der mittelalterlichen Stadt - Über Stock und Stein" vom 19. November 2023. Gibt’ es eigentlich auch was zum mittelalterlichen Straßenbau in Bayreuth? Klar doch! Zwar nicht als Monographie, aber dann doch in den Publikationen (und Artikeln des Nordbayrischen Kuriers) zu den vor Jahren hier in Bayreuth durchgeführten archäologischen Grabungen .
Und natürlich gibt's auch hier bei uns was zum Thema! Schaut mal unter STADTARCHÄOLOGIE. Im Kapitel BAYREUTH. Dort zugegebenermaßen nur kurz und knapp, als nur eines von vielen Themen.
Allerdings legt Eure Frage nahe, dass Interesse an mehr Informationen besteht. Um dem nachzukommen, haben wir unsere Nasen noch einmal in die Unterlagen gesteckt. Auch um uns mal selbst wieder auf den neuesten Stand zu bringen.
Und herausgelesen haben wir zum einen, einen Bohlenweg aus der Zeit um 1200, der bei der Ausgrabung "Alte Lateinschule" zu Tage getreten ist. Der Weg war etwa 60 cm breit und diente wohl der Erschließung des dort damals morastigen Geländes. Die Lauffläche bestand aus halbrunden Hölzern und viereckigen Bohlenstücken. Diese lagen auf Unterzügen aus Tannenholzstämmen, die in den anstehenden Boden eingetieft waren. Die ursprüngliche Länge des Weges ist nicht bekannt, da nur ein kleiner Abschnitt erfasst/ergraben werden konnte (1).
Unweit davon entfernt fanden sich in der Grabung "Ehemalige Schmiedgasse" ca. 1,5 m² einer (Hinter-)Hofpflasterung. Sie bestand aus größeren Sandsteinen die ohne Mörtel verlegt waren. Ein Teil des Pflasters lag bereits vor dem Stadtbrand von 1430. Kurz nach dem Brand wurde wohl, evtl. beim Wiederaufbau des Areals, die Pflasterung fortgesetzt oder nochmals erweitert (2).
Weiter geht es mit einer Pflasterung die bei der Marktplatzgrabung von 2009 gesichert werden konnte. Die Grabung übrigens, in etwa vor der heutigen Mohrenapotheke gelegen, bei welcher es gelang die beiden ersten Rathäuser Bayreuths im Boden nachzuweisen. Zum einen das 1430 im Hussitensturm niedergebrannte Rathaus und dessen Nachfolger, der beim Stadtbrand von 1621 ebenfalls ein raub der Flammen wurde.
Dabei fand sich in der sogenannten "Fläche 1" (Straßen-)Pflaster das hier in Bayreuth für das frühe 15. Jahrhundert typisch ist (3). Die Pflasterung besteht hier aus Kalksteinen in sehr unterschiedlicher Größe und ist in hellgelb-grauem Sand verlegt. Anzumerken wäre hier allerdings, dass für diese Art der Pflasterung eine Entsprechung in der Grabung "Sparkasse/Maxstraße 62" gefunden wurde, die dort abweichend ins 16. Jahrhundert datiert wird (4).
Zu guter letzt, bei einer Grabung "In der Nähe der Spitalkirche" (5). Dort fand sich bei einer Sondage, unter einer Schicht mit u.a. Keramik des 14. Jahrhunderts, ein deutlich abgefahrenes/abgelaufenes (Straßen-)Pflaster. Sicher datiert, vor 1430. Bei der weiterführenden Grabung kam dann erneut Straßenpflaster aus dieser Zeit zum Vorschein. Diesmal auf ganzer Grabungsfläche und sich wohl auch in alle Richtungen fortsetzend. Die Pflasterung zeigte auch hier zum Teil stark ausgefahrenen Fuhrrinnen, was auf einen stark frequentierten Platz, evtl. aber auch auf eine nicht überlieferte Torsituation an diese Stelle hinweist.
Unter diesem Pflaster (von vor 1430) verborgen, fand sich eine weitere Pflasterung. Diese stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert. Für beide Pflasterungen fehlen (uns) die Angaben zu verwendetem Material oder Unterbau (6).
Damit hat es sich. Zumindest nach unseren Unterlagen. Aber auch das Wenige, das wir gefunden haben, zeigt deutlich, dass man sich (auch) in Bayreuth nicht hilflos dem Schmutz und Morast der Straßen ergeben hat. Seit der Zeit um 1200 herum nicht! Man hatte vielmehr aktiv versucht die Situation nachhaltig zu verbessern. Bohlenwege durch morastiges Gelände (sicher nicht nur einen), gepflasterte Hinterhöfe (sicher nicht nur einen) und gepflasterte Plätze, zumindest an stark frequentierten Orten und um das Rathaus.
Was im Umkehrschluss natürlich nicht heißt, dass jeder Flecken zwischen den Häusern und jede Gasse in der Stadt befestigt war und sich, bei entsprechendem Wetter, nicht doch in einen unpassierbaren Sumpf verwandelte.
Im Bild: Kalksteinpflaster aus dem 18. Jahrhundert, vor dem Neuen Schloss in Bayreuth. Die Pflasterung vor dem Schloß liegt weitestgehend in situ (am Ort seiner ehemaligen Nutzung). Das gleichartige Pflaster um die Stadtkirche und im Ehrenhof dürfte wohl ebenfalls so alt sein, wurde aber mehrfach, auch großflächig, für Bauarbeiten herausgenommen und wieder eingebaut (lt. Historischer Verein für Oberfranken e.V.).
1) Müller J. 1996 S. 17
2) Aas 2011 S.110f.
3) Ebd. S.234
4) Ebd. S. 215
5) Wichtig hierbei: Die hier als Ortsangabe dienende (heutige) Spitalkirche wurde, samt zugehörigen Spital; erst 1435 - 1443 errichtet. Von der vorhergehenden Bebauung ist unseres Wissens nach nichts bekannt.
6) Waha, 24. Juni 2010 S. 13
Archäologischer Rundweg - Keine halben Sachen
Bayreuth, 14. Januar 2024
Erinnert ihr euch? Im Sommer 2023 sind wir in der Bayreuther Fußgängerzone eher zufällig über den Archäologischen Rundweg gestolpert. Nachzulesen hier im Blog am 8. Juli 2023. Oder besser gesagt über eine der Stelen, die in Wort und Bild zeigen was sich dort, wo sie stehen, an Spuren der Bayreuther Stadtgeschichte unter dem Straßenpflaster verbirgt.
Inzwischen, wohl seit Herbst, scheint der Weg fertiggestellt zu sein. Er trägt jetzt ganz offiziell den Namen "Archäologie Rundgang - Stadt Bayreuth". 12 Stationen laden seit dem zu einem Spaziergang durch die Stadtgeschichte ein. Ein Spaziergang den man unbedingt machen sollte. Einziger Kritikpunkt vor Ort, denn die Stelen selbst sind hervorragend gemacht, man wird nicht auf die anderen Stationen und damit auf den Rundweg als Ganzes hingewiesen.
Aber wozu gibt es denn das Internet! Wenn man denn vor Ort darauf kommt dort zu suchen. Den Rundgang gibts dort nämlich auch. Digital UND genial! Schaut mal HIER unter ARCHÄOLOGIE-RUNDGANG DER STADT BAYREUTH - Ein archäologischer Rundgang durch die Stadt "mit Hartmut Endres". Nicht nur, dass hier eine Karte den Rundgang als solchen zeigt, findet man dort auch jede Station in Wort, Bild und Kartenmaterial erläutert und erfährt, was dort, an Ort und Stelle, einmal gewesen ist. Teilweise ergänzt durch Auszüge aus Grabungsberichten und den Pressemitteilungen des "Nordbayerischen Kuriers". Besser geht's nicht, finden wir und nah dran an einer Publikation (die es leider nicht gibt und vermutlich auch nicht geben wird).
Was es aber bald geben wird (lt. Historischer Verein für Oberfranken e.V.), ist eine Broschüre.
Ansonsten bleibt nur der (dreifache) Zufall. 1. zufällig festzustellen, dass die graue Stele dort hinten eben nicht zum Fußgängerleitsystem gehört, sondern zum "Archäologie Rundgang - Stadt Bayreuth". 2. zufällig festzustellen dass es sich bei der eben gefundenen Stele um den Teil eines Rundgang handelt und nicht nur um ein einzelnes "Archäologisches Fenster". 3. zufällig festzustellen, dass es dazu eine wirklich geniale Internetpräsenz gibt.
Trotz alledem, hier von uns, an alle Beteiligten und Verantwortlichen, die den „Archäologie Rundgang - Stadt Bayreuth“ ermöglicht, gefördert und auf die Beine gestellt haben: Gute Arbeit. Man muss schon weit reisen, um das Thema Archäologie so gut auf die Straße gebracht zu finden. Da kann sich so manche andere "Welterbestadt" eine dicke Scheibe abschneiden. Danke dafür!
Ach ja! Wer jetzt meint, er müsse nicht vor die Tür. Irrtum! Die Informationen auf den Stelen vor Ort sind dann doch etwas umfangreicher in Wort und Bild und damit noch spannender als im Internet vorgelegt.
Frauenhäuser in Bayreuth - Ein Lesetipp
Bayreuth, 13. August 2023
Das es auch im mittelalterlichen Bayreuth Frauenhäuser gab, ist allseits bekannter Fakt. Wann erstmals so ein Haus hier in Bayreuth betrieben wurde, liegt allerdings im Dunklen. Bekannt wiederum ist, das sie ab dem 15. Jahrhundert in der (heutigen) Frauengasse zu finden waren.
Warum wir davon anfangen? Die Frage eines Teilnehmers unserer Stadtführung hat uns drauf gebracht. Und auch wenn es explizit über die Bayreuther Frauenhäusern nichts zu finden gibt, ausser wie gesagt, zu ihrem ungefähren Standort, ist das Thema Frauenhaus doch oft und ausführlich publiziert. Darunter auch etwas, dass sich eventuell doch auch für Bayreuth anwenden lässt.
Nämlich „Ein gottloses Frauenhaus - Prostitution im mittelalterlichen Nürnberg“ von Maren Pullwitt. Auch wenn es der schmissige Titel nicht vermuten lässt, eine mehr als erstklassige Arbeit! Und wie gesagt, vielleicht auch auf Bayreuth übertragbar. Galt hier doch, seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, Nürnberger Recht. Und damit möglicherweise auch die Nürnberger Frauenhausordnung. Viel Spaß beim lesen.
Ach ja, es gab mal einen Artikel im Nordbayrischen Kurier zum Thema.
Archäologischer Rundweg - Drüber gestolpert
Bayreuth, 8. Juli 2023
Schon gewusst? Bayreuth hat einen archäologischen (Stelen) Rundweg. Wir wüssten es auch nicht, wären wir nicht vor kurzem über eine der Stelen gestolpert. Gut gemacht zeigt jede von ihnen, was da wo sie steht, an Spuren unter dem Straßenpflaster lag und noch liegt. Vier der Stelen stehen wohl schon seit mindesten Februar 2022. Wie gesagt, wir haben sie bis jetzt übersehen. Kein Wunder, unterscheiden sich die Stelen des archäologischen Rundwegs doch erst nach den zweiten Blick von den Stelen des Fußgängerleitsystems. Dieses soll nämlich Besucher zu touristischen Zielpunkten und den Haupteinkaufsbereichen der Stadt führen. Als Bayreuther ignoriert man sowas … schließlich kennt man sich aus. Leider ignoriert man damit auch gleich noch den archäologischen Rundweg samt seiner Stelen. Hoffentlich geht das nicht allen Bayreuthern so.
Beworben haben wir, bis auf einen Artikel im Nordbayrischen Kurier, den Rundweg übrigens nirgends gefunden. Schade eigentlich, denn der Weg ist für Besucher und Einheimische gleichermassen ein wunderbarer Spaziergang durch die Geschichte der Stadt, den man einmal gemacht haben sollte.
Und damit die Suche nach den Stelen für euch genau so "spannend" wird wie für uns, zwölf Stück sollen es wohl sein oder werden, verraten wir Euch nicht wo sie stehen. Nur so viel, beginnt eure Suche da wo vormals das Untere (Stadt)Tor stand und sucht dann weiter auf dem Marktplatz, beim Alten Schloß und der Opernstraße. Haltet dabei unbedingt das Umfeld der historischen Gebäude im Blick. Viel Spaß dabei!