Sieben Zeilen in Nürnberg - Die Erste ihrer Art

Bayreuth, 9. März 2025

Richtig gelesen, die in Reih und Glied gebauten und damit in der mittelalterlichen Stadttopographie auffallenden sieben Reihenhausreihen von jeweils drei Häusern am heutigen Weberplatz in Nürnberg war die erste, man könnte sagen moderne, Arbeitersiedlung Deutschlands. Sie entstand 1489 und bestand zunächst aus 5 Reihen. Da man den Bedarf an Wohnraum unterschätzt, beschloss der Rat 1524 die Erweiterung der Siedlung um weitere sieben Reihen, von denen letztlich aber nur zwei realisiert wurden. Errichten lies der Rat die Siedlung als, man könnte sagen, Wirtschaftsförderprogramm. Man wollte das heimische Weberhandwerk stärken und dazu Barchentweber in die Stadt holen. Diesen bot man, oder besser, diese lockte man mit den Häusern der Sieben Zeilen, die gleichermassen Wohnungen auf den Etagen und ideale Arbeitsstätten in den Kellern versprachen. Durchaus ähnlich den Weberhäusern in Schwaben. Und das alles mit dem Ehrgeiz, mit Augsburg und seinen Webern qualitativ mindestens gleich zu ziehen. Oder wie es sich in einem Ratsbeschluss liest: « Item das die barchant hie gearbait wurden auf das zeychen Augspurgern gemess und doch pesser … »

Von dort, aus Schwaben, dürften dann auch die Weber nach Nürnberg gekommen sein. Zwar fehlt hierfür der Nachweis, doch finden sich unter den Neuankömmlingen Namen von Webern die auch in Augsburg zu finden waren. Außerdem hatte sich für das Areal um die Häuser der Name "Schwabenberg" eingebürgert. Die heutigen Straßennamen "Sieben Zeilen" und "Weberplatz" findet man dagegen erst ab dem 19. Jahrhundert.

Jedes der letztlich 21 zweigeschossigen Fachwerkhäuser maß 8,20 mal 7,20 Meter, stand auf einem aus Backsteinen gemauerten Keller und trug ein ebenfalls zweigeschossiges Satteldach. In den Kellern, die über eine Holztreppe erschlossen waren, befanden sich nach Süden hin, zwei Arbeitsräume samt relativ grosser Fenster (im oberen Bild mit verschlossenen Läden). Jeder dieser Räume hatte Platz für einen Webstuhl. Nach Norden hin lag dann noch ein Lager(?)raum und eben das Treppenhaus. In Erd- und Obergeschoß befand sich jeweils eine Wohnung mit rund 45 Quadratmetern Wohnfläche, bestehend aus der (beheizbaren) Stube, einer Kammer und der Küche. Das Treppenhaus dürfte bauzeitlich zur Küche hin offen gewesen sein.

Man nimmt an, das die Erdgeschosswohnung vom Gesellen und dem Lehrling und die Wohnung im Obergeschoss, von der Familie des Meisters bewohnt wurde. Der gemeinsame Abort des Hauses befand sich wahrscheinlich zur Straße hin, vor dem Haus.

Leider wurden 19 der 21 Häuser im Zweiten Weltkrieg total zerstört. Die oberen 6 Häuserreihen wurden bis 1966 zwar maßgetreu wieder aufgebaut, sind aber keine Rekonstruktionen. Die siebte/unterste Reihe mit den beiden Häusern die den Bombenhagel überstanden hatten und die nach dem Krieg auch wieder ertüchtigt wurden, wurden nach einem Besitzerwechsel 1972/73 abgerissen und durch einen Wohnblock in historisierendem Fachwerk ersetzt. Somit sind die heute dort stehenden sieben Häuserzeilen, trotz äußerlicher Ähnlichkeit zu ihren Vorgängern, Neubauten des 20. Jahrhunderts.
Exkurs: Auch wenn der Vergleich gelegentlich gezogen wird und die Nürnberger Sieben Zeilen durchaus Einfluss auf die Bauform der 27 Jahre später errichteten Fuggerei in Augsburg gehabt haben könnten, unterscheiden sich die beiden Siedlungen in einem wichtigen Punkt: Die Fuggerei war von Anfang an (und ist bis heute) eine Sozialsiedlung. Gestiftet von Jakob Fugger für bedürftige Augsburger Bürger katholischen Glaubens. Die Sieben Zeilen hingegen wurden vom Rat der Stadt Nürnberg aus rein wirtschaftlichen Gründen errichtet.

Auch in ihrem Nachkriegsschicksal könnten Fuggerei und Sieben Zeilen nicht unterschiedlicher sein: Schließlich wurde die Fuggerei trotz massiver Bombenschäden, entsprechen dem historischen Vorbild vollständig wiederaufgebaut … und sogar noch um ein Drittel erweitert.

 

Quelle/Literatur:

Böckel, Annamaria: 500 Jahre Sieben Zeilen in Nürnberg. Eine reichsstädtische Webersiedlung. Nürnberg 1988.
Schwemmer, Wilhelm: Die Bürgerhäuser der Nürnberger Altstadt aus Reichsstädtischer Zeit - Erhaltener Bestand der Sebalder Seite. Nürnberger Forschungen Band 6. Nürnberg 1961. S. 116-118.

Taschner, Michael: Die Sieben Zeilen in Nürnberg - in vielerlei Hinsicht für die Bauforschung von Bedeutung. In: Altstadtfreunde Nürnberg e.V.: Nürnberger Altstadtberichte, Nr. 38/2013. S. 49-68. URL: https://www.altstadtfreunde-nuernberg.de/fileadmin/media/images/angebote/altstadtbericht/pdfs/altstadtbericht_38_web_100dpimittel.pdf. Stand 24. Februar 2025.

Oberes Bild: Sieben Zeilen in Nürnberg. Aufn.-Datum: 1918. Fotokonvolut: Karl Ernst Osthaus-Archiv & Projekt historische fotografische Negative via bildindex.de. CC BY-SA 4.0

Unterse Bild: Sieben Zeilen in Nürnberg 2025.


So was von Kontinuität - Never change a running system II

Bayreuth, 9. Februar 2025

Kaum einer von uns Reenactors der so einen (Ast-)Quirl nicht kennt. Sie stehen, man könnte sagen, quer durch die Epochen in jeder Reenactment-Küche. Egal ob Mittelalter, Barock, Gründerzeit oder irgendwas dazwischen. Aber nicht nur dort, sondern auch in der Küche so mancher unserer Urgroßmutter konnte man noch einen solchen Quirl finden.
Letzteres ist umso erstaunlicher, als auch seine Nachfolger, ob aus Porzellan, Holz, Kunststoff oder Metall und weiter bis zum Edelstahlschneebesen und dem elektrischen Handrührgerät (Mixer), ebenfalls dort zu finden waren.

Noch erstaunlicher ist jedoch, wie lange es solche Rührgeräte schon gibt. Nämlich seit mindestens 3300 Jahren, wie uns vor ein paar Tagen gesagt wurde. Gefunden hatte unser Tippgeber (Grüße nach Nürnberg) so alte Astquirle in dem Buch 4000 Jahre Pfahlbauten. Dem Begleitband zur gleichnamigen Landesausstellung Baden-Württemberg 2016. Die dort als bronzezeitlich vorgestellten Quirle stammen aus der Siedlung „Fiavé“ im Trentino, Italien. Diese Siedlung bestand von der Kupfersteinzeit bis in etwa ins 13. vorchristliche Jahrhundert. Womit wir bis zur urgroßmütterlichen Küche des 20. nachchristlichen Jahrhunderts, auf die bereits erwähnten mindestens 3300 Jahre Kontinuität kommen. Ziemlich erstaunlich wie wir finden.

Linktipp: Die Astquirle (siehe unteres Bild) und vieles mehr aus „ Fiavé“ findet man übrigens auch auf der Wikipediaseite zum Pfahlbaumuseum Fiavé (Museo delle Palafitte di Fiavé).

 

Bild unten: Zwei Schneebesen/Quirl (Bildausschnitt). Dega180 via Wikimedia Commons, CCo.


Wurfgeld und Wallfahrtsgebühr - Alle für einen. Einer für alle

Bayreuth, 20. Oktober 2024

Schon mal was von Wurfgeld oder einer Wallfahrtsgebühr gehört? Nein? Wir bis vor kurzem auch nicht. Auch gesucht haben wir nicht danach. Wir sind vielmehr drüber gestolpert. In: Wachs als Rohstoff, Produkt und Handelsware - Hildebrand Veckinchusen und der Wachshandel im Hanseraum von 1399 bis 1421, von Peter Heinz Stützel. Natürlich wieder mal auf der Suche nach etwas ganz anderem.

Aber zur Sache. Wurfgeld bezeichnet einen Geldbetrag der gezahlt werden musste, wenn auf einem in Seenot geratenen Schiff Waren über Bord geworfen werden mussten, um das Schiff zu retten. Gezahlt wurde das Wurfgeld von den Kaufleuten deren Waren an Bord bleiben durften, an die Kaufleute deren Waren aufgegeben werden mussten. Die anteilige Höhe des zu zahlenden Wurfgeldes errechnete sich dabei aus dem Wert des Schiffes und der noch vorhandenen Ladung.

Und dann gäbe es da noch die Wallfahrtsgebühr. Sie wurde fällig, wenn das Schiff trotz der über Bord geworfenen Waren verloren schien. In diesem Fall schwor man, im Falle des Überlebens, eine Wallfahrt zu unternehmen. Überstand man nun die Seenot letztendlich, wurde jemand dazu bestimmt die Wallfahrt auch tatsächlich zu unternehmen. Finanziert eben durch die Wallfahrtsgebühr. Jeweils zu leisten entsprechen seines Anteils am Wert des Schiffes und seiner noch vorhandenen Ladung.

Der Vollständigkeit halber sei noch das Bergegeld erwähnt. Fast selbsterklärend, das hier der Bergelohn gemeint ist, den ein Kaufmann zu zahlen hatte, dessen Ware geborgen, und ihm zurückgegeben werden konnte. Möglich war die Rückgabe übrigens, weil die Waren in der Regel auf ihrer "Umverpackung", mit einer Handelsmarke versehen waren. Einem bildhaften Zeichen das es ermöglichte, Kaufmann und Ware einander zuzuordnen.

 

Bild: Kieler Hansekogge auf der Kieler Woche 2007. Nachbau der bei Bremen 1962 aufgefundenen Bremer Kogge von 1380. Fertigstellung des Nachbaus: 1991. VollwertBIT via Wikimedia Commons, CC BY 2.5.


Waldglas - Eine vergängliche Schönheit

Bayreuth, 12. Mai 2024

Wer hat sich nicht schon einmal gewundert, dass mittelalterliches Glas dass in den Vitrinen der Museen zu sehen bekommt, egal ob Scherben oder vollständige Stücke, bis auf wenige Ausnahmen mehr oder weniger angegammelt wirken. Manche scheinen wie aus Milchglas, oder wirken wie von tausend Rissen durchzogen. Andere sind dunkelbraun durchgefärbt und wie aus einem anderen Material scheinend. Dann wieder Stücke, scheinbar mit einem Schmutzfilm oder einer Kruste überzogen. Manchmal (siehe rechts im Bild) so stark, dass man gar nicht glauben mag, dass es sich hierbei um Glas handelt. Alles ganz normal. Denn Glas ist eben nicht der unverwüstliche Stoff, an den modernes Glas uns denken lässt. Im Gegenteil, Glas "gammelt" quasi, wie man früher über Autos sagte, sobald es das Werk verlässt. Oder wie es korrekt heißen muss: Es korrodiert.

Aber nicht nur Waldglas korrodiert. Auch antikes und nachmittelalterliches Glas korrodiert. Chemisch gesehen geschieht dies durch das Eindringen von Wasser ins Material. Dort löst das Wasser dann Alkalianteile aus dem Flussmittel und ersetzt diese durch Wasserstoffionen aus dem Wasser. Dadurch werden die Siliziumoxidbindungen aufgelöst. Das Glas korrodiert. Die dabei entstehende Lauge beschleunigt die Auflösung weiter. Waldglas ist durch die als Flussmittel zugesetzte Holzasche und das darin enthaltene Kaliumkarbonat besonders anfällig für diesen Prozess. Ein Prozess der durch das für die Glasherstellung notwendige Flussmittel quasi vorprogrammiert ist. Allerdings machten Flussmittel die Herstellung von Glas erst möglich, da reiner Quarz(-sand) erst bei ca. 1700 Grad schmilzt, eine Temperatur die mit antiker oder mittelalterlicher Technik nicht zu erreichen gewesen war. Erst durch die Zugabe von mineralischem Soda oder Sodaasche und ab der Karolingerzeit im nordeuropäischen Mittelalter dann ersatzweise Holzasche (= Holzasche-Glas = Waldglas) als Flussmittel, war es möglich die Schmelztemperatur auf ca. 1100 Grad zu senken. Diese Erkenntnis und die Technik Feuer mit über 1000 Grad zu betreiben, geht übrigens bis in die mittlere Bronzezeit zurück und hat ihren Ursprung wohl in Mesopotamien und Ägypten. Zu uns gelangte die Technologie der Glasherstellung dann mit der römischen Expansion über die Alpen in das Gebiet des heutigen Deutschland erst im 1. Jahrhundert (nach Christus).

Neugierig geworden? Kein Problem! Hier noch etwas Lesestoff zu Thema.
Zuerst, primär zu Glaskorrosion bei antiken Gläsern: Die Inaugural-Dissertation von Katrin Wittstadt: Tiefenrisskorrosion an historischen Gläsern - Grundlegende Untersuchungen zur Klärung von Schadensursachen und dem Einfluss von Umgebungsbedingungen, von 2017.

Dann noch zu Glaskorrosion an mittelalterlichen Waldglas: Abschlussbericht zum „Waldglasprojekt“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt - Die modellhafte Bergung, Konservierung und Restaurierung umweltgeschädigter archäologischer Funde am Beispiel mittelalterlicher Gläser aus dem Weserbergland, von 2018.

Und zuletzt zu Glaskorrosion an Glas ab dem 17. Jahrhundert: Ein Artikel aus der Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, Band 59. Andrea Schwarz: "Kranke" Gläser : Formaldehydemission und Glaskorrosion - Untersuchungen am Beispiel der Glassammlung des Schweizerischen Landesmuseum, von 2002.

 

Im Bild links: Scherbe eines Nuppenbechers "Schafhausener Typ". Mitte/Ende 14. Jahrhundert. Bayreuth, Grabung "Ehemalige Schmidgasse".
Im Bild rechts: Hals einer Flasche mit Stauchring (doppelkonische Flasche). Mitte/Ende 14. Jahrhundert. Bayreuth, Grabung "Ehemalige Schmidgasse".



Nürnberger Kleiderordnung - Nicht wirklich … oder

Bayreuth, 17. März 2024

Schaut mal was uns in die Hände gefallen ist. "Die Mode im alten Nürnberg", von Julia Lehner.
Da haben wir natürlich sofort reingeschaut. Das meiste davon war uns natürlich und ist sicher auch euch, längst bekannt. Einschränkungen von Weite oder Länge von Kleidungsstücken, zu verwendende oder untersagte Materialien. Maximale Kosten für ein Kleidungsstück oder einen Gürtel, unerlaubtes Zierrat und und und. Ihr wisst was wir meinen. Aber das eine oder andere, hatten wir so aber nicht auf dem Schirm. Manches davon ziemlich kurios. Und manchmal auch zum schmunzeln. Hier unsere Top "Nicht wirklich … oder" der Herrenmode des 14. und 15. Jahrhunderts:

Platz 5: Anfang des 14. Jahrhunderts war es Mode, das Oberleder der Schuhe (dekorativ) durchbrochen zu tragen. Teilweise wohl auch so sehr stark, dass kaum noch Oberleder übrig blieb. Die Kleiderordnung von 1315/30-60 verbot jedenfalls, derart « zerhauene oder zerschnittene Schuhe » zu tragen.

Platz 4: Männer trugen wohl auch mehrere Gürtel gleichzeitig. Die Kleiderordnung von 1382-15. Jh. schreibt jedenfalls vor, dass sich der Mann mit nur einem Gürtel begnügen sollte.

Platz 3: Bei Männern scheint es üblich gewesen zu sein, den Paternoster (Gebetsschnur) hinten im Gürtel (über das Hinterteil hängend) zu tragen. Mit der Kleiderordnung von 1315/30-60 ist dies zu unterlassen. Stattdessen soll der Paternoster seitlich vorne getragen werden.

Platz 2: Noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts, trug der Herr seine Haare, heute würde man sagen, Fokuhila. Mit der Zeit wurden sie aber immer kürzer geschnitten und der Scheitel kam in Mode. Und genau dieser Scheitel wurde in der Kleiderordnung von 1315/30-1360 verboten. Man(n) sollte seine Haare vielmehr wie“ « von alters her » tragen.

Platz 1: Offenbar wurden Paternoster von Männern auch um den Hals oder auf den Kopf getragen. Jedenfalls verbietet die Kleiderordnung von 1382-15. Jahrhundert das Tragen der Paternoster um den Hals oder auf dem Kopf.
Ach ja! Falls wir euch jetzt auf eine Idee gebracht haben, vergesst es. Ihr (egal ob Familie oder im Haus lebendes Personal) müsst nämlich zuallererst an eurem Familienvorstand vorbei. Der ist nämlich der Erste der für die Einhaltung der Regeln … auch Kleiderordnungen verantwortlich und auch dafür haftbar ist, sollte jemand aus seinem Haus dagegen verstoßen.
Und falls ihr es doch irgendwie schafft, an ihm vorbeizukommen oder ihr euer eigener Herr sein solltet, lasst euch nicht vom Pfänder erwischen. Das würde euch teuer zu stehen kommen, und das gute Stück wärt ihr auch los.

 

Alle Angaben aus: Lehner, Julia: Die Mode im alten Nürnberg - Modische Entwicklung und sozialer Wandel in Nürnberg, aufgezeigt an den Nürnberger Kleiderordnungen. Schriftreihe des Stadtarchivs Nürnberg, Band 13. Nürnberg 1984. Kapitel IV.2.1."Die modische Bekleidung des 14. und 15. Jahrhunderts - Männerkleidung"


Archäologie in 700 Jahren - Aus gegebenem Anlass

Bayreuth, 2. Dezember 2023

Ihr erinnert Euch doch sicher noch an unseren Sammler von Vierpassbechern (siehe 24. April 2023). Seine Sammlung hat ungewöhnlichen Zuwachs bekommen. Einen RECUP-Pfandbecher. Der stand da eines Tages zwischen den vielen Vierpässen auf dem Regal. Und wie in jedem Vierpass unseres Sammlers befand sich auch in diesem Becher ein Zettel mit Fundort/Grabung und Datierung. Darauf zu lesen: Nürnberg, Augustinerstraße, Anfang 21. Jahrhundert. Genau unser Humor.

Und für uns Anlass, diesen Becher kurz mal als tatsächlichen Fund zu betrachten und hier in die Runde zu fabulieren was, sagen wir mal im Jahr 2723, in der Ausstellung "Schlaglichter aus dem Nürnberg der zweiten Moderne" auf der Vitrine über diesen Becher zu lesen sein wird?

Vielleicht folgendes:

Ach ja: Der Becher steht übrigens immer noch da wo er so überraschend aufgetaucht ist und soll auch weiterhin dort stehenbleiben.


600 Jahre Kontinuität - Never change a running system

Bayreuth, Nürnberg 8. November 2022

Seht mal über was man unterwegs so stolpert. In Nürnberg wird der Christkindlesmarkt aufgebaut. Eigentlich nichts besonderes zu dieser Jahreszeit und damit nicht der Rede wert, könnte man meinen. Aber schaut euch mal die Buden genau an. Wie sie im Kern aussehen, bevor die Händler ihre riesigen Auslagen davor aufbauen und alles bunt dekorieren. Kommen sie euch nicht irgendwie bekannt vor? Nein? Ein Tipp: Nürnberg ca. 1425! Klingelt’s? Also zumindest bei den 15tes-Darstellern sollte es das! Nicht? Dann schaut mal in die Hausbücher der Mendelschen Zwölfbrüderhausstiftungen. Genauer, Mendel I, Folio 38 verso.